Druckenbrodt, Johann Andreas
geb. 24.02.1837 Gutenswegen,
gest. 03.05.1892 Gutenswegen,
Landwirt, Guts- und Fabrikbesitzer.

D., einziger Sohn des Halbspänners gleichen Namens zu Gutenswegen, besuchte die Dorfschule in Gutenswegen, später die Bürgerschule in Neuhaldensleben und diente danach als Einjährig-Freiwilliger im Magdeburgischen Feldartillerieregiment Nr. 4. Nach dem frühen Tod seines Vaters gelangte er bereits 1863 in den Besitz des Familiengutes. In der Zeit der Neugestaltung der Landwirtschaft und des industriellen Aufbruchs brachte die intensivierte Anwendung der Dampfkraft und die günstige Konjunktur des Zuckermarktes auch für den Gutsbesitzer D. neue Impulse. D. gab im Herbst 1864 den Anstoß zur Gründung einer eigenen Zuckerfabrik, an der sich die Gutsbesitzer Matthias Truckenbrodt, Andreas und Stephan Jenrich sowie Matthias Schneidewindt beteiligten. Die Fabrik wurde in kurzer Zeit und logistisch günstiger Lage in Ackendorf errichtet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten infolge des deutsch-österreichischen Krieges etablierte sich das junge Unternehmen. Moderne Technik (1870 wurde der erste Dampfpflug eingesetzt) und der vortreffliche Boden der Gutenswegener Feldflur brachten hohe Erträge und raschen Erfolg. Das Unternehmen trug maßgeblich zur Förderung des Straßen- und Wegebaus in der Feldmark und zum beständig steigenden Wohlstand der Region bei, der in einer wachsenden Bevölkerungszahl und in verdreifachten Ackerpreisen der Gemarkungen der umliegenden Orte zum Ausdruck kam. Erweiterter Zuckerrübenanbau und der 1876 erfolgte Zusammenschluß von zwölf Gutsbesitzern der Region aus Ackendorf, Gutenswegen und Klein-Santersleben in einem neuen Gesellschaftervertrag trugen zur deutlichen Vergrößerung der Ackendorfer Zuckerfabrik bei, die nach den beiden Hauptbeteiligten unter Jenrich, Druckenbrodt & Co. firmierte. D. war hier in den ersten Jahren als Leiter und nach der Erweiterung als Vorsitzender der Betriebsgesellschaft bis zu seinem Tode tätig. D. gehörte dem Verband der größeren ländlichen Grundbesitzer an, der ihn 1874 zum Mitglied des Kreistages für den Kreis Wolmirstedt wählte. Im selben Jahr wurde er in den Kreisausschuß berufen, dessen Mitglied er 18 Jahre war. In den letzten Lebensjahren betätigte D. sich eifrig in der Politik bei der inneren Ausgestaltung des deutschen Reiches. Insbesondere die Zolltarife des Jahres 1879 und der Erhalt des Wohlstandes der ländlichen Bevölkerung (landwirtschaftlich Schutzzölle) fanden seine Aufmerksamkeit. Das expandierende Unternehmen, das sich auch später in den Händen der beteiligten Gesellschafterfamilien befand, verarbeitete um 1910 ca. 500.000 t Rüben und bewirtschaftete eine Gesamtfläche von annähernd 6.700 Morgen Land.

Literatur: Ludwig Weber, Die D. (Truckenbrodt) zu Gutenswegen, o. J. [1910].

Guido Heinrich