Schenck, Eduard von,
geb. von Peucker
geb. 04.11.1823 Berlin,
gest. 13.04.1897 Flechtingen,
Gutsbesitzer, Sammler.

S. stammte aus der zweiten Ehe des königlich preußischen Generals der Infanterie und Generalinspekteurs des Militärerziehungs- und Bildungswesens Eduard von Peucker mit Klara Luise von der Schulenburg. Er wurde nach dem Tod seiner Mutter 1837 mit Einwilligung seines Vaters von Karl Jacob Friedrich v. S., seinem Onkel mütterlicherseits, adoptiert. Das adelige Haus Flechtingen drohte ohne männlichen Erbfolger zu erlöschen. S. heiratete 1860 und übernahm 1864 nach dem Tod seiner Tante, der jüngsten Schwester seiner Mutter, die Verwaltung des Fideikommißgutes Flechtingen, zu dem auch alte Besitzungen in Dönstedt und Lemsell gehörten, und bewirtschaftete es bis zu seinem Tode (Landwirtschaft, Holz). 1869 nahm er mit königlicher Genehmigung den Namen und das Wappen des Geschlechts “v. S.” an. Zusammen mit seiner Ehefrau ließ er das baufällige Wasserschloß in Flechtingen in neugotischem Stil umfangreich restaurieren und ausbauen. Nach Anlegen eines festen Steges anstelle der Zugbrücke ergänzte S. das Anwesen durch eine prächtige Parkanlage. Anfang der 1870er Jahre überführte er die alte v. S.sche Waffensammlung von Schloß Dönstedt nach Flechtingen, fügte ihr Stücke aus dem Besitz seines Vaters hinzu und baute sie in der Folge zu einer der bedeutendsten und umfangreichsten privaten Sammlungen mittelalterlicher und neuerer Verteidigungs- und Angriffswaffen in der Region aus. Das Schloß Flechtingen beherbergte zudem eine große Anzahl von originalen Kunstgegenständen und kunstgewerblichen Objekten (alte und neuere Holzskulpturen und -schnitzwerke, Spätrenaissance- und Barockmöbel, Gemälde, Sandsteinreliefs, Glasmalereien sowie zahlreiche Metall-, Porzellan- und Keramikschaustücke), die nach einem Augenzeugenbericht unter “Abwesenheit aller doctrinären Stylisirungsversuche” (Clericus, 1884) zu einem lebendigen Ganzen zusammengestellt waren. Viele dieser Objekte stammten aus Erwerbungen seines Vaters, der sich als Liebhaber und Sammler italienischen Kunsthandwerks einen Namen gemacht hatte. S. erweiterte den Bestand um kunstgewerbliche Arbeiten von hoher Qualität, mit denen er hin und wieder auch Kunstgewerbeausstellungen in Deutschland belieferte. S. gehörte der Deutschen Reichspartei an und vertrat diese 1878–81 für den Wahlkreis 1 Magdeburg-Salzwedel im Deutschen Reichstag.

Literatur: Ludwig Clericus, Die Kunstsammlungen des Schlosses Flechtingen, in: Pallas. Zs. des Kunstgewerbe-Vereins zu Magdeburg 5, 1884, 14–16, 22–26; Adolf Parisius/Adolf Brinkmann (Bearb.), Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen, 1897; N. N., Burg Flechtingen, in: Bll. HGusL 55, 1903, 113–115, 124–126; Maria v. S., Die Schencken-Chronik, 1936.

Guido Heinrich