Clericus, Ludwig
August |
Der Sohn des Hauptkassen-Kontrolleurs Johann Friedrich C. studierte nach dem Besuch der Gymnasien in Elbing und Königsberg ab 1847 zunächst Jura an der Universität Königsberg, wechselte aber, seiner inneren Neigung folgend, 1850 an die dortige Kunstakademie. 1855 zog C. nach Berlin, um als freier Schriftsteller, Redakteur und seit Ende der 1860er Jahre auch als Illustrator für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften tätig zu werden, so u. a. für Kladderadatsch und die Leipziger Illustrirte Zeitung. Seine nebenher systematisch beförderte heraldisch-genealogische Liebhaberei führte C. zu führender Kennerschaft auf den Gebieten der Münz- und Siegelkunde, der Heraldik von Adelsfamilien und Landschaften sowie der damals kaum erschlossenen städtischen Wappenkunde. C.s subtile Beiträge zur Geschichte und Symbolik der Städtewappen, für die er auf eine der größten einschlägigen Sammlungen älterer und neuerer Siegel, Abbildungen und Stempel in Europa zurückgreifen konnte, vermittelten der weiteren Erforschung dieses Gebietes dauerhafte Impulse. Anerkennung erfuhr C. bereits in Berlin als Schriftleiter der Monatszeitschrift Der Deutsche Herold (1874–80) sowie als Redakteur der Deutschen Graveurzeitung, durch die er auch in engere Verbindung zum Kunstgewerbe trat. 1880 nahm C. in Magdeburg eine bezahlte Stellung als Sekretär des Kunstgewerbevereins, als Schriftleiter der Vereinszeitschrift Pallas sowie als Verwalter des vereinseigenen Kunstgewerbemuseums an. Durch seine Tätigkeit in Magdeburg konnte C. seine umfangreichen Kenntnisse institutionalisieren und auf diese Weise bedeutenden Einfluß auf die neue Gattung der Kunstgewerbemuseen nehmen. Neben dem Ausbau der Magdeburger Sammlungsbestände förderte C. den Austausch und die Zusammenarbeit mit Kunstgewerbevereinen in der Region und öffnete die Vereinsarbeit für weitere Kreise der Bevölkerung. Die Gründung von Kunstgewerbevereinen in Burg, Gardelegen und Quedlinburg ging wesentlich auf C.s Initiative zurück. Unter seiner Ägide beteiligte sich der Magdeburger Kunstgewerbeverein mit Erfolg an den Ausstellungen in Halle (1881), München (1888) und London (1891). Als Schriftleiter der monatlich erscheinenden Kunstgewerbezeitschrift Pallas, für die er einen großen Teil der Beiträge selbst verfaßte, widmete sich C. insbesondere der Kommunalheraldik des Herzogtums Magdeburg.
Werke: Berliner Fremden-Bilder, 1860; H. von Saurma-Jeltsch, Wappenbuch der schlesischen Städte und Städtel, 1870 (Illustration); Das Wappen des deutschen Kaisers und der deutschen Reichsfarben, 1871; Schwarzweiße Bilder. Geschichte Altpreußens in sieben heraldischen Silhouetten, 1882; Städtewappen, Lieferung 16–19, in: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch I/4, 1885; Roccoco. Entwürfe für die graphische Kunst und das Kunstgewerbe, 1. Lieferung, 1886; Amtlich totgeschwiegen. Eine Geschichte aus der Gegenwart, 1888; Gewerbe und Kunstgewerbe in der Heraldik. Die Entstehung und Bildung der Wappen und des Wappenschildes. Aus dem Nachlaß hg. von Gotthilf Gustav Winkel, 1896.
Literatur: NDB 3, 287f. (W); Nachruf, in: Der Deutsche Herold 23, 1892, 59; H. Reichau, L. C., in: Pallas 13, 1892, 17–24 (B); Archiv für Studenten- und Hochschulgeschichte 7/8, 1934, 237ff.; Egon Freiherr von Berchem, Heraldische Bibliographien 1, 1937, 295f.; Christian Krollmann (Hg.), Altpreußische Biographien, Bd. 1, 1941; Biographisches Lexikon der Heraldiker, 1992, 87 (L); Heinz Reise (Hg.), Der Schlüssel, Bd. 3, 582–586.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Guido Heinrich