Stockmann, Herbert
geb. 15.05.1913 Schönebeck,
gest. 12.11.1947 Halle-Burg Giebichenstein (Suizid),
Maler, Graphiker.

Der Sohn des Arbeiters Albert S. besuchte 1919–27 die Volksschule in Schönebeck, erlernte 1927–31 das Malerhandwerk und absolvierte anschließend bis 1933 ein Studium an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg, wo  Wilhelm Deffke, Ernst Hoffmann, Richard Winckel und Franz Fiebiger zu seinen Lehrern gehörten. 1935 ging er für kurze Zeit an die Akademie nach Prag und Paris. 1936–37 kam es zu Begegnungen und Studien mit Paul Klee in Bern. Studienreisen führten S. in zwölf verschiedene Länder (u. a. Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Rußland, Schweiz, Tschechoslowakische Republik, Tunesien, Ungarn), einschließlich einer kurzen Ausbildung in den Mönchkunstwerkstätten am Berg Athos. 1939 präsentierte er seine Arbeiten im Rahmen einer Sonderausstellung in Tripolis. In Deutschland erhielt er durch die Nationalsozialisten Malverbot und geriet bei einem Besuch von Frau und Sohn 1939 in Magdeburg in politische Haft. Nach Kriegsdienst und schwerer Verletzung kam S. 1945 nach Magdeburg zurück, wurde Mitglied der SED und engagierte sich im Kulturbund. In Magdeburg fand auch die erste Sonderausstellung mit S.s Werken nach dem Krieg statt, an die sich Ausstellungsbeteiligungen in Berlin und Halle anschlossen. Zum Oktober 1946 wurde er als Lehrer und Fachklassenleiter der Zeichenvorklasse an die Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle berufen. Sein überliefertes künstlerisches Lebenswerk besteht aus Gemälden, Zeichnungen und Radierungen von Magdeburg und anderen Städten der Region sowie Arbeiten mit politischen Inhalten, die seine anfänglich impressionistische, später expressionistische Malauffassung widerspiegeln. Wegen verschiedener vor und nach dem II. Weltkrieg begangener Delikte schwer belastet, wählte er Ende 1947 den Freitod.

Werke: Sammlungen des KHM Magdeburg: Quedlinburg-Am Finkenherd II, o. J.; Blick auf Magdeburg, 1943/44; Magdeburger Hinterhäuser, 1945; Magdeburg-Dom mit Trümmern, o. J.; Halle-Domportal, 1946; Trümmerstraße in Magdeburg, o. J.; Halle/Saale Marienkirche, o. J.; Markt nach Daumier, o. J.; Magdeburg-Hafenanlage, um 1946; An der Johanniskirche in Magdeburg, o. J.; Alter Markt mit Johanniskirche, o. J.; Handzeichnungen (68 Arbeiten) und Drucke (87 Blätter) im KHM Magdeburg.

Literatur: Vollmer 4, 1958, 365; Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, 1993, 125; Matthias Puhle (Hg.), Magdeburg in Bildern von 1492 bis ins 20. Jh., 1997, 247–250, 277–279, 295f.

Archivalien:  StadtA Halle: PA (*B).

Werner Hohaus

letzte Änderung: 01.03.2005