Fiebiger, Franz, Prof. |
F. war östereich-ungarischer, ab 1919 tschechoslowakischer Staatsbürger (Böhme). 1886–94 besuchte er die Volks- und Mädchenschule Landskron, erhielt 1894–98 eine erste künstlerische Ausbildung an der Fachschule für Weberei in Landskron und studierte 1898–1902 an der Kunstgewerbeschule Wien bei Koloman Moser. Um 1900 war F. im Umfeld der Wiener Sezession tätig. 1904–06 und 1907–10 unterhielt F. ein eigenes Atelier in Wien. Aus dieser Zeit stammen Entwürfe für Stuck-Dekorationen, Textilien, Plakate sowie graphische Arbeiten. 1906–07 besuchte er die Königliche Kunstakademie in Karlsruhe. Zwischenzeitlich unternahm F. Studienreisen nach Belgien, Holland und Italien. Er wurde stark von den Arbeiten deutsch-böhmischer Impressionisten wie Emil Orlik beeinflußt, mit dem er befreundet war. Von diesen Künstlern übernahm er vermutlich das Interesse an Farbholzschnitten und -radierungen. 1910 erhielt er eine Stelle als Hilfslehrer für Malerei an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg, die erst 1921 in eine feste Stelle als Kunstgewerbelehrer umgewandelt wurde. Im gleichen Jahr wurde er zum Professor ernannt. Er unterrichtete die Fächer Körper- und Gerätezeichnen sowie Zeichnen nach der Natur. Sein malerisches Schaffen war stark kunstgewerblich geprägt. Seine Malerei ist daher meist Schmuckkunst. So schuf er 1903 als Maler und Holzschneider mit seinen Schwestern Hilde und Nora Exner ein “Tier-ABC” aus farbigen Holzschnitten. 1908 nahm er an einer Plakatkonkurrenz für den Festzug zum 60. Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph (3. Preis) und 1914 erfolgreich an der Internationalen Graphikausstellung in Leipzig teil. In Magdeburg galt F. als sehr introvertierter Künstler, der sich wenig nach äußeren Erfolgen richtete, sondern beharrlich um einen eigenen Stil rang. Dabei entstanden Werke von “hoher Schlagkraft” (vgl. Nachruf Richard Winckel), so auch sein unvollendetes Christusbild (1932), in dem sich die Auseinandersetzung mit den Auffassungen des Quattrocento und der griechischen Formensprache ablesen läßt.
Werke: Mappe mit Handzeichnungen (KHM Magdeburg); Wochenmarkt, um 1912; Selbstporträt, o. J.; Naumburg, o. J.
Literatur: Vollmer 2, 1955; Saur AKL, 100; Jahresberichte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg, 1893ff.; Ver sacrum, 1903, 71–94; Die Graphischen Künste 31, 1908, 77ff.; Richard Winckel, Anzeige und Nachruf auf F. F., in: Magdeburgische Zeitung vom 25. und 26.10.1932; Wien um 1900, Kat. Wien 1964; Wien um 1900, Kat. München 1983; Wien 1900 – Kunst und Kultur, Kat. München 1985; Hans Ries, Illustrationen und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871–1914, 1992; Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993, 54, 105, 108, 156.
Archivalien: Bundesarchiv Berlin: Sign. R 4901, Abteilung X., Fach F, F 65 (PA).
Bildquellen: *KHM Magdeburg: Selbstbildnis (Radierung); Günter Paulke, Magdeburg (privat).
Gerd Kley
letzte Änderung: 19.08.2004