Deffke, Friedrich Wilhelm
Heinrich |
D. besuchte in Elberfeld die Volks- und Mittelschule und arbeitete 1901–03 als Patroneur und Musterzeichner. Nachdem er zuvor schon die Abendklasse der Kunstgewerbeschule besucht hatte, wechselte er 1903–04 in den Tagesunterricht. 1904–07 absolvierte er eine Buchbinderlehre und besuchte weiterhin die Kunstgewerbeschule, wo er im Wintersemester 1906–07 vertretungsweise die Leitung der Fachklasse für Buchausstattung übernahm. 1907–08 folgten die Gesellenprüfung und Tätigkeiten in verschiedenen Werkstätten und Branchen. 1909–10 war er als selbständiger Mitarbeiter im Atelier von Peter Behrens in Neubabelsberg tätig, lehrte 1910–12 an der Reimann-Schule in Berlin und baute sich gleichzeitig eine eigene Praxis auf. 1912–14 fungierte er als künstlerischer Beirat der Otto-Elsner-Buchdruckerei AG und gründete mit Carl Ernst Hinkefuß ein eigenes Druckerei-Unternehmen, das Wilhelm-Werk. Während des Kriegsdienstes 1914–16 erlitt er einen schweren Nervenschock infolge einer Verschüttung. 1919 trat er aus dem Wilhelm-Werk aus und betrieb eine eigene Praxis als Architekt, Werbeorganisator und Graphiker, bis er im Oktober 1925 in der Nachfolge von Rudolf Bosselt das Amt des Direktors der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule antrat. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 zunächst beurlaubt. D. trat, um sein Schulwerk zu retten, der NSDAP bei, wurde dennoch im September 1935 entlassen. Danach eröffnete er in Berlin ein eigenes Atelier als Gebrauchsgraphiker. Nach Beendigung des II. Weltkrieges war er 1946–50 in seiner alten Stellung in Magdeburg tätig. D. gehörte zu jenen Künstlern, welche die künstlerische “Moderne” in Magdeburg nicht nur lehrten, sondern auch praktizierten. Hatte er bereits in den Jahren zwischen 1916 und 1925 als Gestalter eines modernen Typs des Fabrik- und Warenzeichens Aufsehen erregt, so waren es in den Magdeburger Jahren vor allem seine Leistungen als Plakatgestalter und Architekt, die nachhaltige Wirkungen erzielten. D. errichtete 1922 einen prämierten Ausstellungsstand für die Firma Rückforth auf der Mitteldeutschen Ausstellung Magdeburg (MIAMA) und übernahm danach bis 1926 die Bauplanung für den Ausbau des Ausstellungsgeländes auf dem Magdeburger Rotehorn. Unter D.s Leitung wurde die Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule künstlerisch und organisatorisch reformiert und verstärkt in die Gestaltung der städtischen Ausstellungsvorhaben einbezogen, wie etwa zur legendären “Wiederaufbau”-Ausstellung “Magdeburg lebt” 1947 (mit Arno Meng).
Werke: Handelsmarken und Fabrikzeichen, 1917 (mit Carl Ernst Hinkefuß).
Nachlaß: Akademie der Künste Berlin; Stadtbibliothek Magdeburg.
Literatur: Kat. der Ausstellung “Weggefährten – Zeitgenossen”, 1979; Kat. der Ausstellung “Alltag + Epoche”, 1984; Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993.
Bildquelle: *Norbert Eisold, Blankenburg (privat).
Siegward Hofmann
geändert: 09.06.2004