Leonhard, Johann Friedrich
geb. 31.05.1777 Burg,
gest. 08.09.1830 Burg,
Pädagoge, Schulreformer.

Nach dem Theologie-Studium in Halle war L. zunächst als Privatlehrer in Magdeburg, später als Hauslehrer der Familie des Predigers Freytag in Förderstedt tätig. 1803 wurde er zum Konrektor der Großen Stadtschule in Burg berufen, die er 1807 als Rektor übernahm und der er bis zu seinem Tode vorstand. Durch den desolaten Zustand des Burger Schulwesens alarmiert, reifte bereits während der Zeit der französischen Besetzung L.s Plan einer umfangreichen Schulreform in Burg. 1810 reichte L. der Potsdamer Schulkommission einen ersten umfangreichen Reformvorschlag ein, der eine Neugliederung des Burger Schulsystems (u. a. die Schaffung einer höheren Bürgerschule, die insbesondere die Mädchenerziehung in städtische Obhut übernehmen sollte), einen wesentlich modernisierten Lehrplan und die Gründung eines Schulfonds vorsah. Der Reformplan L.s wurde 1812 von der Burger Schulorganisationsverfügung des Oberkonsistorial- und Schulrates Ludwig Natorp in Potsdam in allen wesentlichen Punkten bestätigt. Dennoch förderten der Magistrat und die Schuldeputation der Stadt Burg seine Durchführung nur äußerst zögerlich. Insbesondere L.s Hauptziel, die Zentralisation des Burger Schulwesens durchzusetzen und die gesamte schulpflichtige Jugend Burgs zu erfassen, scheiterte am Desinteresse des Magistrats und der Bürgerschaft. Nach der Neuordnung der preußischen Territorien erhielt L. Unterstützung durch den Superintendenten und Biederitzer Schulinspektor Carl Leberecht Meßow, dem auch die Burger Schulen unterstellt waren. Meßow übertrug L. die Spezialaufsicht der Burger Knabenschulen, von 1817 bis 1824 auch der Töchterschulen. Als um 1820 eine Neuordnung des Schulwesens aufgrund der sich rasch verändernden Sozialstruktur immer dringender wurde – eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen standen in schwerer Fabrikarbeit und erhielten zumeist minderwertigen Unterricht in Privat- und Winkelschulen –, legte L. 1822 der Magdeburger Regierung in seinem “Grundriß zur Organisation der Knabenschulen zu Burg” erneut ein umfangreiches Reformkonzept vor. Erst 1829 konnte es durch Karl Zerrenners “Entwurf zur Organisation des Schulwesens der Stadt Burg” realisiert werden. Neben der Neugliederung des Schulsystems und einer tiefgreifenden Reform des Lehrstoffs führte die Umwandlung der Abend- in eine Morgenschule unter wesentlicher Mitwirkung L.s zur ersten “Gewerbeschutzordnung zum Besten der arbeitenden Jugend in Burg”.

Literatur: Ferdinand Wolter, Mittheilungen aus der Geschichte der Stadt Burg, 1881, 161ff.; Walter Sens, Die Schulen der Stadt Burg, Bezirk Magdeburg, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: GeschBll 66/67, 1931/32, 114–142.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 10.02.2205