Wolter, Ferdinand Albert |
W. war Sohn eines Lehrers. Kurze Zeit nach der Geburt W.s siedelte der Vater nach Sommersdorf über. Ab 1823 besuchte W. das Magdeburger Domgymnasium und studierte danach in Halle und Berlin Jura. Aus finanziellen Gründen war es ihm nicht möglich, eine höhere juristische Laufbahn einzuschlagen, deshalb wurde er 1837 Supernumerar (Beamtenanwärter) am Oberlandesgericht in Magdeburg, wo er 1842 zum Aktuar (Gerichtsangestellten) avancierte. Die gleiche Funktion übte er ab 1849–56 am Kreis- und Stadtgericht Magdeburg aus. 1856 wurde er zum besoldeten Stadtrat in Burg, zwei Jahre später dort zum Zweiten Bürgermeister gewählt. Diese Tätigkeit übte er 28 Jahre aus. Nach seiner Pensionierung 1884 siedelte W. nach Groß Salze über. W. war Mitglied der nationalliberalen Partei und vertrat 1870–73 und 1876–79 die Landkreise Jerichow II und I im Landtag. Er veröffentlichte mehrere Schriften zu rechtlichen Problemen. Darüber hinaus war W. heimatgeschichtlich sehr interessiert. 1845 erschien die erste Auflage seiner “Geschichte der Stadt Magdeburg”. W. verwirklichte damit seine Idee, die Geschichte seiner ihm teuren Vaterstadt “in einer des Gegenstandes würdigen, zu Gemüt und Herz redenden, aber jedes gelehrten Apparates entkleideten Sprache” darzustellen, weil er der Ansicht war, “daß vorzugsweise diese Art der Geschichtsschreibung geeignet ist, in weiteren Kreisen Sinn für die glorreiche Geschichte zu verbreiten und dadurch Bürgersinn und Vaterlandsliebe in der Bürgerschaft zu beleben und lebendig zu erhalten”. Die zweite Auflage der “Geschichte der Stadt Magdeburg” erschien 1889 unter Verwendung der damals neuesten Forschungsergebnisse von George Adalbert von Mülverstedt, Gustav Droysen, Julius Otto Opel und Max Dittmar; die dritte, erneut umgearbeitete Auflage des Buches erschien 1901 (Repr. 1996). W. vertrat die inzwischen überholte Ansicht, daß Magdeburg keine dem Erzstift angehörende, sondern dem Reich unmittelbar unterstellte Stadt gewesen sei. W. beschäftigte sich zudem mit den Ortsgeschichten von Burg, Groß Salze und Schönebeck und publizierte dazu einige Beiträge in den Geschichts-Blättern für Stadt und Land Magdeburg.
Werke: s. o.; Andeutungen über die zeitgemäße Reform evangelischen Kirchengesangbücher, 1843; Mittheilungen über das Gewerbegericht zu Magdeburg, 1851; Zur Geschichte und Verfassung der evangelischen Kirche in Preußen, 1869; Verhandlungen der preußischen Landesvertretung über den Gesetzentwurf betr. die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst, 1878; Mittheilungen aus der Geschichte der Stadt Burg, 1881; Mittheilungen aus der Geschichte der Stadt Groß-Salze, in: GeschBll 20, 1885, 201–216; ebd. 21, 1886, 138–170; ebd. 22, 1887, 1–44, 209–260; Die staatsrechtliche Stellung Magdeburgs, 1893.
Literatur: BioJb 15, 1910 (Totenliste); Ernst Neubauer, A. W., Nachruf, in: GeschBll 46, 1911, 119f; Bernhard Man (Bearb.), Biographisches Hdb. für das preußische Abgeordnetenhaus 1867-1918, 1988, 425.
Bildquellen: *StadtA Magdeburg; A. W., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1901.
Ingelore Buchholz