Koch, Karl Friedrich, Dr.
med. |
Als jüngerer Sohn des Pädagogen und Theologen Johann Friedrich Wilhelm K. erhielt er seine Schulausbildung am Domgymnasium. Nach dem Studium der Medizin in Göttingen und Berlin (Dissertation 1825) praktizierte er seit 1826 als Arzt in Magdeburg, wobei er nebenberuflich an der hiesigen Medizinisch-chirurgischen Lehranstalt tätig war. 1832 wurde K. Assessor beim Medizinalkollegium der Provinz Sachsen und ging 1838 als staatlicher Kreisphysikus nach Neuhaldensleben. Drei Jahre später wurde K. Regierungs- und Medizinalrat in Merseburg. Hier war er auch Badearzt in Lauchstädt und starb als Geheimer Medizinalrat. Seine erste turnerische Bildung erhielt K. in Biederitz bei Magdeburg, wo der Schulinspektor, Prediger und als Abteilungsvorsteher des Tugendbundes hochangesehene Carl Leberecht Meßow im Frühjahr 1815 einen Turnplatz nach Jahnschem Muster eingerichtet hatte. Von seinem 13. Lebensjahr an bis zur Aufhebung des Turnplatzes 1819 wanderte K. im Sommerhalbjahr jeden Sonntag hinaus nach Biederitz, um mit der Dorfjugend zu turnen. Nach Aufnahme seiner Arzttätigkeit in Magdeburg ergriff er vor allem aus gesundheitspolitischen und erzieherischen Erwägungen heraus die Initiative zur Einrichtung eines Turnplatzes. Unterstützt vom Oberbürgermeister und Landrat August Wilhelm Francke, der zusammen mit ihm das Direktorium bildete, konnte am 14.08.1828 mit 172 Zöglingen der erste Turnplatz der Elbestadt auf der Sternwiese im Friedrich-Wilhelms-Garten eröffnet werden. Hier spielten und turnten vorzugsweise Knaben der höheren Schulen. Die Beteiligung war freiwillig, aber beitragspflichtig. Zwar entstammte der Kanon der Übungen aus dem Jahn-Eiselen’schen Turnbuch von 1816, da aber alle Politik von den Unternehmungen ferngehalten werden mußte, firmierte der Übungsplatz unter dem politisch neutralen Namen “Städtische Gymnastische Anstalt”. K. hatte während der “Turnsperre” (Verbot des öffentlichen Turnens in Preußen 1820–1842) durch seine Gymnastik dem Turnen viele Freunde erhalten und geworben. So erregte seine Anstalt als Vorbild für ähnliche Gründungen (Stettin, Quedlinburg, Salzwedel) überregionales Aufsehen. Als 1834 mehrere ehemalige Gymnasiasten sich in die geheimen oppositionellen politischen Bestrebungen der studentischen Burschenschaften einließen, entzog die Provinzialregierung K. das Vertrauen. Enttäuscht erbat er seine Entlassung aus dem Direktorium, und 1835 wurde der Turnplatz durch Francke geschlossen. In seiner späteren Stellung als Regierungsrat setzte K. sich wiederholt für die Förderung des Turnens ein. Die Männerturnvereine zu Magdeburg und Burg ernannten ihn deshalb zu ihrem Ehrenmitglied.
Werke: Die Gymnastik aus dem Gesichtspunkte der Diätetik und Psychologie nebst einer Nachricht von der gymnastischen Anstalt zu Magdeburg, 1830; Turnziel an die Deutschen Turnvereine, 1862.
Literatur: August Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 3, 1886, 511; Carl Euler (Hg.), Encyklopädisches Hdb. des gesamten Turnwesens und der verwandten Gebiete, Bd. 1, 1894, 666–668; Gustav Oscar Berger, Zur Entwicklung des Turnens in Magdeburg. Fs. zum 50. Stiftungsfeste des Männer-Turnvereins zu Magdeburg, 1898, 2–10, 70–73; Willi Rümmler, K. F. K. und der erste Turnplatz in Magdeburg, Staatsexamensarbeit Universität Halle 1959.
Michael Thomas