Creutz, Johann Adam |
Der Sohn des Hallischen Serviskommissars Johann Moritz C. erlernte 1768–1773 den Beruf des Buchhändlers in der Rengerschen Buchhandlung in Halle, arbeitete danach fünf Jahre als Handlungsgehilfe in der Buchhandlung von Joachim Ernst Scheidhauer in Magdeburg und gründete dort im Februar 1778, nach Erteilung des Niederlassungsprivilegs und gegen den Protest Scheidhauers, die Creutzsche Verlagsbuchhandlung. Dank seiner geschäftlichen Tüchtigkeit, seiner Energie und vielseitigen Bildung brachte C. das Geschäft schnell zu wirtschaftlicher Blüte und errang hohes Ansehen. 1797 erwarb er das Haus Breiter Weg 156 in Magdeburg und erweiterte sein Geschäft. Die Buchhandlung wurde durch ein solides Verlagsprogramm ergänzt, das aus Fachbüchern, Ratgebern sowie Unterhaltungsliteratur und Gelegenheitsschriften bestand (u. a. Christian Christoph Sturms vielgelesene “Morgen- und Abendandachten auf jeden Tag in der Woche”, 1778, 91803). Bis 1800 wurden ca. 200 Novitäten verlegt, seit ca. 1805 gehörten auch Musikalien zumeist modischer Tagesproduktion zum Programm. Bei C. erschienen zudem Periodika wie die populären Anekdotensammlungen Der Gesellschafter (1783–1788), Der Neue Gesellschafter (1793– 1804), die von Friedrich Wilhelm Nettling redigierte patriotische Wochenschrift Der Magdeburger Bothe (1805–1808) sowie die erste zusammenhängende Stadtgeschichte Magdeburgs von Heinrich Rathmann. C. bekannte sich zum aufstrebenden Bürgertum und war gewähltes Mitglied des Magdeburger Gemeinderates. Nach seinem frühen Tod ging die Leitung der Firma auf Carl Gottfried Kretschmann über, der seit 1804 als Gehilfe in der Creutzschen Buchhandlung gearbeitet, C. bereits ab 1808 während seiner schweren Krankheit in der Geschäftsführung vertreten und 1810 dessen jüngste Tochter geheiratet hatte. Über drei Generationen wurden Buchhandlung und Verlag unter dem alten Namen von Nachkommen der Familie Kretschmann betrieben, bis das Sortiment der Buchhandlung 1921 unter der Firma Max Kretschmanns Buch- und Musikalienhandlung in den Besitz von Hermann Ebbecke überging. Mit der Creutzschen Buchhandlung in Magdeburg ist auch der Name des deutschen Erzählers Wilhelm Raabe verbunden, der hier von 1849 bis 1853 Lehrling war.
Literatur: N. N., Am 11. Juni 1778 …, in: Bll. HGusL 30, 1878, 177–179; Karl Friedrich Pfau, Biographisches Lexikon des deutschen Buchhandels der Gegenwart, 1890; Wilhelm Hartung, Abriß einer Geschichte des Magdeburgischen Zeitungswesens nebst einer vollständigen Bibliographie, in: GeschBll 47, 1912, 96f., 100–108; Wilhelm Stieda, Die Entwicklung des Buchhandels in Magdeburg, in: Magdeburgs Wirtschaftsleben in der Vergangenheit, Bd. 3, 1928, 376–378, 415f.; Georg Müller (Hg.), Der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband 1883–1933, 1933, 83–85.
Guido Heinrich/Werner Rummert