Kretschmann, Max |
Der Sohn des Verlagsbuchhändlers Reinold K. besuchte bis Ostern 1875 das Königliche Domgymnasium in Magdeburg und absolvierte anschließend bis Ostern 1878 eine Buchhandelslehre in der Stillerschen Hof- und Universitätsbuchhandlung in Rostock. 1878 trat er als Buchhandelsgehilfe in das Geschäft von A. Stuber in Würzburg ein und leistete 1879/80 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 1. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 26. Er wurde später Reserveoffizier und Premierleutnant der Reserve. Im Herbst 1880 trat er als Prokurist in die Firma des Vaters ein und wurde Anfang 1883 Teilhaber der Creutzschen Buchhandlung. K. erweiterte vor allem die Buchverlagsabteilung durch Ankauf naturwissenschaftlicher Bücher und Zeitschriften. Kern des Verlages wurde die aus dem Rümplerschen Konkurs in Leipzig erworbene ornithologische Verlagsgruppe, die u. a. die Periodika Canaria. Blätter für Liebhaber feiner Kanarienvögel (1877–1901), Die gefiederte Welt sowie die weit verbreiteten ornithologischen Werke von Karl Ruß umfaßte. Später kamen die illustrierte Halbmonatsschrift Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde (1890–1901), zahlreiche weitere Vogelbücher und Werke zur Tier- und Naturkunde hinzu. Besondere Aufmerksamkeit widmete K. dem Verlag von Berufsschulliteratur (Lehrbücher) und Hilfsmitteln für Fortbildungsschulen. Angeregt durch die Bemühungen Edmund Sträters um Person und Werk Wilhelm Raabes, legte K. dessen frühe, durch den Aufenthalt in Magdeburg inspirierte Erzählung “Unseres Herrgotts Kanzlei” (1889, 71922) erfolgreich wieder auf. Ab 1899 führte K. als alleiniger Geschäftsführer die Firma Creutzsche Buchhandlung bis zum Eintritt seines Sohnes Rolf K. in die Firmenleitung im Oktober 1922. Bereits 1921 hatte K., durch die positive Entwicklung seines Verlages veranlaßt, diesen vom Sortiment getrennt. Während zum Oktober 1921 das Sortiment unter der Firma Max Kretschmanns Buch- und Musikalienhandlung in den Besitz von Hermann Ebbecke und von diesem Ende 1929 an Wilhelm Herbst überging, führte K.s Sohn Rolf den Verlag bis 1945 in Magdeburg weiter. K. wurde 1895 in den Vorstand des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verbandes gewählt, dessen Erster Vorsitzender er von 1906 bis 1911 war. 1911–17 gehörte er dem Vorstand des Deutschen Börsenvereins an, nachdem er 1905–11 bereits Mitglied und Vorsitzender des Rechnungsausschusses und verschiedener anderer Sonderausschüsse dieses Vereins gewesen war. Als Mitbegründer und Vorsitzender der Vereinigung Magdeburger Buchhändler schuf er dem Magdeburger Buchhandel eine Fachgruppe zur Wahrung der Berufsstandsinteressen. Der Tradition seines Großvaters Karl Gottfried K. folgend, war K. von 1907 bis zu ihrer Auflösung 1935 auch Mitglied der Magdeburger Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit”.
Literatur: Georg Müller (Hg.), Der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband 1883–1933, 1933, 22–24, 52f., 84f. (*B).
Guido Heinrich
letzte Änderung: 10.02.2005