Linke, Oskar
geb. 10.09.1886 Bennungen/Kreis Sangerhausen,
gest. 10.03.1949 Magdeburg,
Reformpädagoge, Stadtschulrat.

Der einer Lehrerfamilie entstammende L. besuchte 1901–07 die Präparande und das Lehrerseminar in Weißenfels. Nach seiner zweiten Lehrerprüfung war er ab 1911 als Volksschullehrer in Bottendorf und Biesenrode sowie ab 1914 an verschiedenen Volksschulen in Magdeburg tätig. Er entzog sich dem Kriegsdienst und trat 1919 in die SPD ein. 1922 wurde L. an die Versuchsschule Magdeburg-Wilhelmstadt berufen, wo er u. a. Sport unterrichtete, und wechselte 1930 an die benachbarte Mittelschule. L. war 1927 Mitbegründer der weltlichen Schule Wilhelmstadt, deren Rektor er 1931 nach Fritz Braune wurde. Wie sein Bruder Karl L. verwirklichte er in Magdeburg erfolgreich sozialdemokratische Ideen von Weltlichkeit, Gemeinschaft und sozialer Solidarität. L. war Vorsitzender der 1919/20 gegründeten Magdeburger Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer (ASL) und des sozialdemokratischen Kulturausschusses. 1933 kurzzeitig inhaftiert und aus politischen Gründen entlassen, lebte seine Familie auf dem Diesdorfer Anwesen bis 1945 von einer kleinen Pension, den gärtnerischen Arbeiten L.s und von seinen Einkünften als Sprecher der Freireligiösen Gemeinde. Stets humanistischen und religiösen Auffassungen verbunden, wurde L. nach einer kurzen Amtszeit als stellvertretender Bürgermeister von Diesdorf von der englischen Militärregierung 1945 zum Stadtschulrat von Magdeburg berufen und später in dieser Funktion von der Sowjetischen Militär-Administration Deutschlands (SMAD) übernommen. Neben dem Wiederaufbau des Schulwesens engagierte er sich für Kultur und Theater. Zudem oblagen ihm Aufgaben des Umweltschutzes. In pädagogischen und sozialen Entscheidungen orientierte sich L. vor allem an Weimarer Erfahrungen. Unter seiner Ägide wurden personelle Fragen der Entnazifizierung umsichtig entschieden. Während es L. anfangs gelang, zwischen reformpädagogischen Ideen und sozialistischer Schulpädagogik zu vermitteln, geriet er 1948/49 durch den sich vollziehenden politischen und pädagogischen Paradigmenwechsel zunehmend in Konflikt mit den Regierungsbehörden. Er starb 1949 in der Straßenbahn an einem Herzinfarkt. Nach kurzzeitiger kommissarischer Nachfolge durch Margarete Behrens wurde 1950  Heinrich Germer als Stadtschulrat verantwortlich.

Werke: Rhythmus und Körperbildung, unsere Wege und Ziele, in: Fritz Rauch (Hg.), Aus Arbeit und Leben der Magdeburger Versuchsschule am Sedanring. Beiheft zur Pädagogischen Warte vom 15.04.1927, 38–46.

Literatur: Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, 1993, 146; Reinhard Bergner, Die Berthold-Otto-Schulen in Magdeburg, 1999, 440.

Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 41/477.

Bildquelle: *Reinhard Bergner, Magdeburg (privat).

Reinhard Bergner

letzte Änderung: 28.02.2005