Linke, Karl
geb. 03.03.1889 Bennungen/Kreis Sangerhausen,
gest. 26.01.1962 Berlin,
Pädagoge, Schulreformer.

L. besuchte nach der Präparande in Merseburg 1906–09 das Seminar in Weißenfels, wurde Dorfschullehrer im Mansfelder Land und erhielt nach dem I. Weltkrieg durch Vermittlung seines Bruders Oskar L. eine Anstellung als Lehrer in Magdeburg-Fermersleben. L. war Mitbegründer und führender Mitarbeiter in der 1919/20 ins Leben gerufenen Magdeburger Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer (ASL) sowie im 1920 in Elberfeld gegründeten Bund freier Schulgesellschaften Deutschlands. Beide Vereinigungen verfochten die Trennung von Schule und Kirche. Sozialdemokratischen Reformideen verbunden, übernahm er 1924 das Rektorenamt der Altstädter Sammelschule in Magdeburg. L., der mit Adolf Grimme und dem Neuköllner Schulreformer und Stadtrat Kurt Löwenstein befreundet war, folgte 1927 dem Ruf von Fritz Karsen als Leiter der weltlichen Volksschule nach Berlin-Neukölln, eines Teils des von Karsen geleiteten Komplexes von Versuchsschulen. Nach Auflösung des Bundes freier Schulgesellschaften Deutschlands und seiner Entlassung aus dem Schuldienst 1933 rettete L. einen Teil der Bundeskasse und folgte Karsen und Löwenstein ins französische Exil, wo er zunächst an der von Karsen gegründete Pariser Ecole nouvelle de Boulogne tätig war. Nach deren Schließung kehrte er 1936 aus wirtschaftlichen Gründen nach Berlin zurück und fristete seine Existenz als Leihbibliothekar und Vertreter für Schulbedarf. 1942/43 ausgebombt, wurde die Familie L. in den Harz evakuiert. Nach 1945 avancierte L. als Oberregierungsrat zum Leiter des Volksbildungsamtes/Schulabteilung in der Bezirksverwaltung Magdeburg und war 1946 bis 1948 Leiter der Schulabteilung im Volksbildungsministerium Sachsen-Anhalt in Halle unter Minister Ernst Thape. Zahlreiche Weimarer Reformer gelangten durch ihn nach 1945 in verantwortliche Positionen. Auf Betreiben der Sowjetischen Militär-Administration Deutschlands (SMAD) wurde er als Professor an die Pädagogische Hochschule in Halle abgeschoben, floh im März 1950 in den Westteil Berlins, wo er zunächst als Lehrer und ab 1951 als Schulrektor in Wilmersdorf arbeitete. Dort rief er wieder eine Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Lehrer ins Leben und beteiligte sich erneut an schulrefomerischen Initiativen.

Werke: Nachruf Fritz Karsen, in: Berliner Lehrerzeitung 1951, 284–286.

Literatur: Gerd Radde, Fritz Karsen. Ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit, 21999, 334 u.ö.; Reinhard Bergner, Die Berthold-Otto-Schulen in Magdeburg, 1999, 440.

Bildquelle: *Reinhard Bergner, Magdeburg (privat).

Reinhard Bergner