Grimme,
Adolf Berthold Ludwig, Dr.
h.c. |
Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Halle, München und Göttingen (1908–14) war G. ab 1914 als Studienassessor und Lehrer an höheren Schulen in Leer und Hannover tätig und gehörte dort später auch dem Provinzialschulkollegium an. Von 1925 bis 1927 war G. als Oberschulrat im Provinzialschulkollegium Magdeburg verantwortlich für das höhere Mädchenschulwesen einschließlich der Mädchenberufsausbildungsanstalten. Als wesentlich von der Philosophie Edmund Husserls beeinflußter Humanist und Mitglied des Bundes entschiedener Schulreformer (Fritz Karsen) unterstützte er in Magdeburg insbesondere die reformpädagogischen Bemühungen um Richard Hanewald. G. gab der höheren Reformschule am Sedanring (Berthold-Otto-Schule) das Recht freier Unterrichtsgestaltung, ohne an amtliche Vorschriften und Lehrpläne gebunden zu sein, und entwickelte in dieser Zeit in kritischer Auseinandersetzung mit dem Reformtheoretiker Hans Richert weitergehende Überlegungen zur Neuordnung des preußischen höheren Schulwesens (vgl. “Die Reform der höheren Schulen und die Mitarbeit der Städte”, 1927). Aufgrund seiner sehr positiv beurteilten Arbeit wurde G. bereits 1928 als Ministerialrat ins Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung nach Berlin berufen. 1929/30 war er Vizepräsident des Provinzialschulkollegiums von Berlin und der Mark Brandenburg, 1930–32 Preußischer Kultusminister (Mitte 1932 amtsenthoben). Nach Jahren wirtschaftlicher Not wurde er 1942 zu drei Jahren Zuchthaus wegen Beteiligung am Widerstand verurteilt. G. war nach dem Ende des II. Weltkrieges 1946–48 Kultusminister des Landes Hannover/Niedersachsen, 1948–56 Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks, Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes u. v. m. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Werke: Arbeit und Lebensfreude, 1918; Der religiöse Mensch, 1922; Wesen und Wege der Schulreform, 1929; Das neue Volk – der neue Staat, 1932; Rettet den Menschen, 1949.
Literatur: NDB 7, 88f.; Reichshdb 1, 592 (B); W. G. Oschilewski (Hg.), Begegnungen mit A. G., 1959 (W, B); Julius Seiters, A. G., ein niedersächsischer Kultusminister, 1990.
Bildquelle: *Reinhard Bergner, Magdeburg (privat).
Reinhard Bergner