Thape, Ernst
geb. 29.05.1892 Klein-Aga bei Gera,
gest. 25.07.1985 Hannover,
Ingenieur, Redakteur, Widerstandskämpfer, Politiker.

Der Arbeitersohn verlebte seine Kindheit und Jugend in Magdeburg, absolvierte eine Lehre als Maschinenschlosser, besuchte Abendkurse und ging als Geselle auf Wanderschaft durch Deutschland. 1913 emigrierte T. als Kriegsdienstverweigerer in die Schweiz. Hier hatte er Kontakt zu sozialdemokratischen und sozialistischen Emigranten sowie zu dadaistischen Künstlern. T. belegte Vorlesungen an der Universität sowie an der Technischen Hochschule Zürich und am Technikum in Winterthur. Er kehrte 1921 mit Familie nach Magdeburg zurück und arbeitete ab 1922 als Redakteur an der SPD-Zeitung Volksstimme. 1933 entlassen, von der Gestapo verhaftet und verhört, war er jahrelang arbeitslos, fand 1938/39 eine Anstellung als Ingenieur. Bei Kriegsausbruch wurde T. in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Er widmete sich nach der Befreiung dem Aufbau der SPD-Parteiorganisation im Magdeburger Raum. Im Juni 1945 vereinbarte er mit den Kommunisten im Regierungsbezirk Magdeburg Grundsätze der Zusammenarbeit. T. trat mit der Bildung des Provinzialverbandes der SPD Anfang August an dessen Spitze. Im Juli 1945 wurde er als Vizepräsident für Wirtschaft und Verkehr in die Provinzialverwaltung Sachsen berufen. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, aber auch wegen des Unwillens unter den Sozialdemokraten über die unzureichende Führung der Partei, gab er den Vorsitz im Provinzvorstand der SPD ab. Der im Dezember 1946 gebildeten Provinzialregierung gehörte er als Minister für Volksbildung, Wissenschaft und Kultur (bekleidete das Ressort bereits seit Mai 46) an. Im Glauben an eine zukünftige antifaschistisch-sozialistische Demokratie hat er trotz innerer Zweifel sowohl die gesellschaftspolitischen Veränderungen als auch die Vereinigung von KPD und SPD mitgetragen. Als 1947/48 auf Druck Moskaus die Stalinisierung der sowjetzonalen Gesellschaft einsetzte und die SED sich zu einer “Partei neuen Typus” umzugestalten begann, war T. nicht mehr bereit, diese Entwicklung mitzutragen. Die Verhaftungen ehemaliger sozialdemokratischer Mitstreiter bewogen ihn am 28.11.1948 zur Flucht. In einem Schreiben an den Landesvorstand der SED erklärte er seinen Austritt. In der Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung fand er bis zum Jahre 1957 Arbeit. Als Pensionär und freier Journalist blieb er bis zu seinem Tode politisch tätig.

Werke: Von Rot bis Schwarz-Rot-Gold. Lebensweg eines Sozialdemokraten, 1969 (*B).

Literatur: Hdb. des Landtages Sachsen-Anhalt, o. J., 161.

Archivalien:  LHASA: Rep. K 3 Mitglied des Bundestages, Nr. T 117.

Manfred Wille

letzte Änderung: 01.03.2005