Göring, Friedrich August, Mag. phil.
geb. 01.02.1771 Stendal,
gest. 28.09.1840 Potsdam,
Pädagoge, Schulrektor.

Der Sohn des Stendaler Bürgermeisters und Syndicus Johann Ludewig G. besuchte zunächst die höhere Schule in Stendal und ab 1788 die Domschule zu Magdeburg, an der er gemeinsam mit Ferdinand Delbrück 1790 das Abitur bestand. Im selben Jahr schrieb er sich zum Studium der evangelischen Theologie und Philologie an der Universität Wittenberg ein, an der vor allem lutherisch-kirchliche Dogmatiker wie Friedrich Wilhelm Dresde und Michael Weber seine Lehrer waren. An der Universität zählte G. zu den Teilnehmern am seminarium paedagogicum, einer von Johann Jacob Ebert geleiteten Einrichtung zur Vorbereitung von Lehrern an Gymnasien und Lateinschulen. 1793 verließ G. die Universität und wurde Hauslehrer der Familie des Barons von Gersdorff auf Schloß Gröditz bei Bautzen. 1796 nahm G. das Angebot des Propstes Gotthilf Sebastian Rötger an, als Schullehrer am Magdeburger Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen tätig zu werden. Bereits vier Jahre später wurde G. als Nachfolger des scheidenden Friedrich Delbrück zum Rektor dieser Schule bestimmt. 1805 lehnte er ein Angebot ab, als Rektor an das Gymnasium Katharineum nach Lübeck zu wechseln, und erhielt im Gegenzug die erste feste Lehrerstelle des Pädagogiums. Damit verbunden waren das Recht zur Heirat und die Möglichkeit, außerhalb des Klosters zu wohnen. G. blieb jedoch Zeit seines Lebens unverheiratet. In seinen zahlreichen programmatischen Aufsätzen, mit denen sich G. in die Diskussion um die Reformierung des Schulwesens einbrachte, zeigte sich der Einfluß neuhumanistischer und aufklärerischer Ideen. Seine umfangreichen Abhandlungen zu Fragen der Einheit von Bildung und Erziehung, zur Selbsttätigkeit der Schüler im Unterricht, zum effektiven Umgang mit dem Faktor Zeit sowie zur Dialektik von Kenntnisvermittlung und Könnensentwicklung lassen Einflüsse von Johann Friedrich Herbart und August Hermann Niemeyer erkennen. Im Zentrum seines Wirkens stand jedoch, in enger Zusammenarbeit mit Rötger, stets die Erprobung pädagogischer Grundsätze und Programme im praktischen Unterricht, dessen Mustergültigkeit das Pädagogium zu einem führenden preußischen Gymnasium der Zeit werden ließen. Es war vor allem G.s engagiertem Einsatz zu verdanken, daß der Schulbetrieb während der napoleonischen Fremdherrschaft unter schwierigsten Bedingungen aufrecht erhalten wurde und das Pädagogium nach 1815 einen erfolgreichen Neubeginn vollziehen konnte. Als G. 1816, durch seinen Freund Johann Gottfried Gurlitt empfohlen, erneut zum Direktor des Gymnasium Katharineum in Lübeck gewählt wurde, nahm er das Amt an. Er war offenbar enttäuscht, bei der Reorganisation des preußischen Schulwesens nach den Befreiungskriegen unbeachtet geblieben zu sein. Sein Weggang war für das Pädagogium ein großer Verlust. Auch in Lübeck arbeitete G. mit Erfolg, merkte aber nach 30jähriger Tätigkeit als Rektor höherer Schulen, daß er den Aufgaben gesundheitlich nicht mehr gewachsen war, und bat deshalb im Frühjahr 1830 um seine Entlassung. Im Herbst 1831 trat Johann Friedrich Jacob an seine Stelle, den er einst selbst am Magdeburger Pädagogium als jungen Lehrer begrüßt hatte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte G. in Potsdam.

Werke: Etwas über die bey der Correktur lateinischer Aufsätze für die zweyte Classe des Pädagogiums von mir befolgte Methode, in: Jb. des Pädagogiums zu Lieben Frauen in Magdeburg, 1799, 28–52; Ueber die Gränzen des öffentlichen Unterrichtes auf gelehrten Schulen, in: Neues Jb. des Pädagogiums zu Lieben Frauen in Magdeburg, 1804, 3–97; Ueber die Verminderung der Anzahl von Lehrstunden in der ersten Classe der gelehrten Schulen durch Anleitung zur Selbstbelehrung. Ein Vorschlag aus der Didaktik, in: ebd. 1810, 27–90; ebd. 1811, 5–94; Über die wahren Fortschritte wohl eingerichteter Schulanstalten, 1817.

Literatur: Uwe Förster, Unterricht und Erziehung an den Magdeburger Pädagogien zwischen 1775 und 1824, Diss. Magdeburg 1998, 157–162; Jochen Kreinberger, F. A. G., in: Wolfgang Winkelmann/ders., Lehrer, Pröpste und Rektoren. Persönlichkeiten aus der Geschichte des Pädagogiums am Kloster Unser Lieben Frauen (zu) Magdeburg, 2000, 30–45, 95–99 (W, B).

 Bildquelle: Katharineum Lübeck, Schularchiv.

Uwe Förster