Mattausch, Hans Albert
geb. 18.09.1882 Dresden,
gest. 05.01.1960 München,
Komponist, Dirigent, Pianist.

Seine erste musikalische Ausbildung erhielt M. im Dresdener Kreuzchor und wurde bereits mit 14 Jahren zum Studium am dortigen Königlichen Konservatorium zugelassen. Seine Fächer waren Klavier, Flöte, Komposition und Dirigieren, seine Lehrer u. a. Ernst von Schuch, Felix Draeseke und Wilhelm Rischbieter. 1902 verließ er das Konservatorium und wurde 1903 Kapellmeister in Lübeck. Von 1904 bis 1924 war M. in Magdeburg tätig – zunächst bis 1909 als Dirigent der Singakademie, dann als Kapellmeister und Chordirektor am Stadttheater. Während dieser Zeit waren neben dem Theaterleiter Heinrich Vogeler auch Josef Krug-Waldsee, Josef Göllrich und Walter Rabl zeitweise in Magdeburg beschäftigt. Von 1924 bis 1926 leitete er das Orchester der Komischen Oper in Königsberg. Nach der Auflösung dieses Königsberger Musiktheaters war er bis 1928 Dirigent des Musikvereins in Kaiserslautern. Von 1928 bis 1943 wirkte er als Pianist, Lehrer für Komposition und Klavier sowie als ständiger Dirigent der Siemens-Konzerte in Berlin. 1943 ging er nach Wien und war dort Kapellmeister und Chordirektor der Wiener Volksoper, Hauskomponist des Neuen Schauspielhauses sowie Lehrer und Korrepetitor am Horak-Konservatorium. M. war durch seinen Vater österreichischer Staatsbürger, hatte aber 1907 in Magdeburg die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Versuche, nach dem Krieg in Wien zu bleiben und die österreichische Staatsangehörigkeit zurückzuerlangen, schlugen fehl. 1948 mußte er mit seiner Frau Österreich verlassen und lebte einige Jahre im Flüchtlingslager Dachau. Hier übernahm er 1951 die Leitung des Städtischen Volkschors und 1953 in München die Leitung der Siemens-Konzerte. Durch Fürsprache des Siemens-Konzern-Direktoriums konnte er seine letzten Lebensjahre in München verbringen, wo er sich seit 1957 nur noch dem Komponieren widmete. M.s Laufbahn als Komponist hatte schon in jungen Jahren begonnen, und in Magdeburg wurden auch einige seiner Bühnenwerke uraufgeführt, so die Opern “Brautnacht” (1906), “Eva” (1907), “Graziella” (1919), “Esther” (1922) und “Die Jassabraut” (1922). Das Magdeburger Publikum muß seinen Hauskomponisten freundlich, wohl auch enthusiastisch gefeiert haben. Die Kritik bescheinigte ihm neben einer Hinwendung zum italienisch-veristischen Stil Instrumentationskunst und volksliedmäßige Melodieführung. Das kompositorische Schaffen von M. umfaßt Bühnenwerke, Opern und Operetten, Orchestermusik, darunter ein Violin- und zwei Klavierkonzerte, Werke für Klavier, Chöre, Orchesterlieder, Lieder mit Klavierbegleitung, A-cappella-Chöre und Singspiele. Einige Libretti der Bühnenwerke stammen von verschiedenen Autoren, einige von M., die meisten von Ernst Heinrich Bethge, der in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand leistete, Aufführungsverbot bekam, 1943 in das Konzentrationslager Oranienburg deportiert wurde und dort 1944 starb. M. schloß sich nach dem Krieg nicht den modernen Kompositionsrichtungen an, sondern komponierte bis an sein Lebensende im romantisch-spätromantischen Stil. Dadurch fand er in dieser Zeit kein Publikum mehr, und auch seine frühen Werke gerieten in Vergessenheit.

Werke: s.o.; 37 Bühnenwerke, 31 Orchesterwerke, 8 Klavierstücke, 23 Chöre und Lieder mit Orchester, 18 Chöre und Lieder mit Klavier oder a cappella, 8 Chöre a cappella und Singspiele, 49 Lieder mit Klavierbegleitung.

Nachlaß: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Archivabt. Musik, Berlin.

 Literatur: Paul Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, 141936, 383; Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995, 18; Erna M., Kurz-Biographie A. M. (Ms.).

Bildquellen: Zs. für Musik 113, 1952, 500; Fs. 50 Jahre Magdeburger Schubert-Chor, 1958.

Christine Sommer