Krug(-Waldsee), Wenzel Joseph, Prof.
geb. 08.11.1858 Waldsee bei Württemberg,
gest. 08.10.1915 Magdeburg,
Dirigent, Komponist.

Das jüngste Kind einer Ökonomenfamilie war bereits während des Besuches der Realschule vielseitig interessiert und betrieb ein intensives Selbststudium. Schon früh engagierte er sich im Schul- und Kirchenchor sowie im Stadtorchester. Aufgrund seines außergewöhnlichen Talentes bestand er schon als Vierzehnjähriger die Aufnahmeprüfung am Stuttgarter Konservatorium für Musik; hier erhielt er von 1872 bis 1880 Musikunterricht in Violine, Klavier, Gesang und Komposition. Ab 1882 leitete er als Musikdirektor den Chor Neuer Singverein. Parallel übernahm er von 1885 bis 1887 die Leitung des Akademie Liederkranzes der Stuttgarter Technischen Hochschule. Sein 1887 uraufgeführtes Chorwerk “König Rother” brachte ihm Ruhm und wurde als sein bekanntestes Werk auch international aufgeführt. Schon damals nannte er sich zur Unterscheidung von den in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu ihm stehenden Hamburger Komponisten Dietrich und Arnold Krug, mit Bezugnahme auf seinen Geburtsort, K.-Waldsee. Von 1889 bis 1892 leitet K. den Chor des Hamburger Stadttheaters. Als Kapellmeister in Brünn (1892/93), Nürnberg (1894) und Augsburg (1896) bewies er großes Direktionstalent. 1901 wurde er nach einer glänzenden Probedirektion der Lisztschen “Mazeppa” als Leiter der Sinfoniekonzerte des Städtischen Orchesters Magdeburg sowie als Leiter des Lehrergesangvereins nach Magdeburg berufen, wo er als Nachfolger Fritz Kauffmanns bis zu seiner Pensionierung im Januar 1915 erfolgreich wirkte. Hier gründete er zudem den Krug-Frauenchor. Der von ihm aus diesen Chören zusammengefügte riesige Klangkörper brachte ihm fachliche Anerkennung und schließlich Ende 1912 die Verleihung des Titels eines Professors. Mit ihm gewann die Stadt Magdeburg einen erfahrenen und über die Landesgrenzen hinaus anerkannten Dirigenten und Komponisten, der sich vor allem der Pflege der Vokalmusik widmete, aber auch als Lehrer für Musiktheorie und Sologesang geschätzt wurde.

Werke: 5 Lieder op.1; Des Meeres und der Liebe Wellen, sinfonische Dichtung für Orchester op.4; Harald, Ballade für Bariton-Solo, Chor und Orchester op.6; König Rother, für Soli, Chor und Orchester op.25; Seebilder für Männerchor, Bariton-Solo und Orchester op.29; 2 Duette op.45; Symphonie c op.46 Ms.; Brautlied op.60; Der Prokurator von San Juan, 1893; ein Ballett sowie die Opern Astorre, 1896; Der Rotmantel, 1898.

Literatur: MGG 7, 1958, Sp. 1835f.; Riemann, 111929; Friedrich Jansa (Hg.), Deutsche Tonkünstler in Wort und Bild, 21911 (B); Württembergischer Nekrolog für das Jahr 1915.

Anke Kriebitzsch

letzte Änderung: 10.02.2005