Klees, Wilhelm
geb. 12.03.1841 Magdeburg,
gest. 20.12.1922 Magdeburg,
Zigarrenmacher, Eisendreher, Fabrikant, Arbeiterfunktionär, Politiker.

K. zählte neben Julius Bremer und Johann Münze zu den Sozialdemokraten der ersten Stunde in Magdeburg, deren Wirken wesentlich zur Entwicklung der sozialdemokratischen Bewegung in der Stadt beigetragen hat. Nach dem Besuch der Volksschule 1847-55 und einer Lehre als Zigarrenmacher in Magdeburg arbeitete K. in mehreren Berufen: 1865 als Steindrucker, 1869 als Eisendreher, 1873 wiederum als Steindrucker sowie um 1875 als Tuchhändler und Handelsmann. 1887 wurde er erstmalig als selbständiger Zigarrenfabrikant in Buckau erwähnt. Er diente 1863-65 im 66. Infanterieregiment und nahm am preußisch-österreichischen Krieg 1866 sowie am deutsch-französischen Krieg von 1870/71 teil. K. entwickelte sich früh zum engagierten Anhänger der sozialdemokratischen Bewegung. Bereits 1868 hatte er mit Julius Bremer in Magdeburg den Sozialen Reformverein gegründet - den ersten Versuch einer eigenständigen politischen Organisation der Arbeiter in Magdeburg. Der Verein hatte 200 Mitglieder und ging 1869 in den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) über. 1869 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) in Eisenach und war Delegierter auf den Kongressen der Partei in Eisenach (1873) und Coburg (1874). Im Mai 1875 nahm er am Einigungskongreß in Gotha teil und wurde nach der Vereinigung in den Ausschuß der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands gewählt. 1877 übernahm K. nebenamtlich die Geschäftsführung der Genossenschaftsdruckerei in Magdeburg, die das Kopfblatt der in Braunschweig hergestellten Freien Presse druckte. Die 1878 verbotene Zeitung, die erstmals die Arbeiter auch außerhalb von Versammlungen informierte, erschien zweimal wöchentlich, das Kopfblatt wurde von K. und Bremer redigiert und enthielt auch ihre Texte. Ende 1885 gab K. gemeinsam mit Bremer und Wilhelm Habermann bis zu ihrem alsbaldigen Verbot die Zeitung Das Volksblatt. Organ für das Werktätige Volk der Provinz Sachsen heraus. Obgleich aufgrund des Sozialistengesetzes im Mai 1887 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, wurde K. 1890 in Magdeburg-Buckau als erster sozialdemokratischer Stadtverordneter gewählt - eine Tätigkeit mit lediglich symbolischem Wert, da er auf Grund der Geschäftsordnung kaum Handlungsmöglichkeiten hatte. Mit seinem Mandat wurde er jedoch zum Sammelpunkt besonders der Buckauer Arbeiterschaft. Neben seiner Abgeordnetentätigkeit als Mitglied des Reichstages 1893–98 für Magdeburg und 1898–1903 für Frankfurt/Oder war K. führender Funktionär des Zigarren- und Tabakwarenverbandes. Von 1919 bis 1922 wirkte K. als unbesoldeter Stadtrat in Magdeburg unter dem sozialdemokratischen Oberbürgermeister Hermann Beims.

Literatur: Wilhelm Heinz Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den Deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933, 1995, 550f.; Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 25–30 u.ö.

Archivalien:  Archiv Michael K., Hannover (privat).

Internet: http://home.t-online.de/home/mklees/wilhelm.htm.

Bildquelle: *Quellensammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Magdeburg, Tl. 1, 1969, 112.

Ingrun Drechsler

letzte Änderung: 22.09.2005