Bremer, Julius
geb. 17.04.1828 Wolmirstedt,
gest. 24.11.1894 Magdeburg,
Böttchermeister, Arbeiterfunktionär.

B. gründete 1863 gemeinsam mit dem Schneider Johannes Münze (dieser starb 1868 und stand dem Bund der Kommunisten nahe) einen eigenen Arbeiterbildungsverein, der als Anfang gewerkschaftlicher Arbeit in Magdeburg gewertet werden kann. In dem von den Bürgerlichen Leberecht Uhlich und Max Hirsch dominierten Arbeiterbildungsverein erhielt B. Redeverbot und konnte so politisch nicht wirksam werden. Gemeinsam mit Wilhelm Klees und 30 weiteren Arbeitern bildete er 1868 eine eigene politische Organisation, den Sozialen Reformverein, eine Vorstufe der Sozialdemokratischen Partei in Magdeburg. B. hatte engen Kontakt zu August Bebel und Wilhelm Liebknecht und war neben Klees einer der zwölf Unterzeichner des Aufrufs zum Einigungskongreß aller sozialdemokratischen Arbeiter im August 1869 in Eisenach. Seiner Initiative ist es zuzuschreiben, daß das Wort “Arbeiter” Bestandteil des Namens wurde, den die Partei sich im Ergebnis des Kongresses gab. Im selben Jahr gründete B. in Magdeburg den Sozialdemokratischen Arbeiterverein (SAV), dessen Vorsitzender er wurde. Er machte sich mit einem Grünwarenladen in der Margarethenstraße in der Magdeburger Altstadt selbständig, um politisch unabhängig handeln zu können. Ab 1876 wurde er Redakteur der Freien Presse. Während der Zeit des Sozialistengesetzes 1878–90 war B. Kopf des Agitationskomitees und damit der Organisator der illegalen Arbeit. Er hielt Vorträge, schrieb Beiträge über die Magdeburger Bewegung in überregionalen Zeitungen, warb Mitglieder, hielt den Kontakt zum Parteivorstand und wurde inhaftiert. 1891 erlangte er nach Klees als zweiter Sozialdemokrat das Stadtverordnetenmandat in Magdeburg. Der Name B.s ist eng mit den Anfängen der Magdeburger Arbeiterbewegung verknüpft.

Literatur: Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 25–30 u.ö.

Bildquelle: Quellensammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Magdeburg, Tl. 1, 1965, 106.

Ingrun Drechsler

letzte Änderung: 22.09.2005