Bonin, Gustav Carl Giesbert Heinrich Wilhelm Gebhard von
geb. 23.11.1797 Heeren/Grafschaft Mark,
gest. 02.12.1878 Berlin,
Jurist, Oberpräsident der Provinz Sachsen,
Regierungs-Präsident von Magdeburg, Staatsminister.

Erfaßt von der patriotischen Stimmung der Befreiungskriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft nahm B. als Freiwilliger des Pommerschen Husarenregimentes am Krieg teil und erlitt bei Versailles eine Verwundung. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Göttingen trat B. 1820 in Stettin in den preußischen Staatsdienst ein. 1825 wurde er Verwalter der Landratsstelle in Stolp und war bis 1828 Regierungs-Rat in Köslin. Danach kam B. nach Magdeburg und war bis 1832 in der Königlichen Regierung tätig. In diesem Jahr heiratete er die Magdeburger Kaufmannstochter Maria Keller. Für die in der Provinz Sachsen bereits begüterte Familie erwarb B. 1834 das Rittergut Brettin bei Genthin, das bis 1945 in Familienbesitz blieb. 1835 wurde er mit der Leitung der Generalkommission der Provinz Sachsen betraut. B. wurde 1842 Regierungs-Vizepräsident in Magdeburg, 1844 erfolgte seine Berufung zum Regierungs-Präsidenten in Köln. Von 1845 bis 1850 war B. Oberpräsident der Provinz Sachsen und Regierungs-Präsident von Magdeburg. In diese Zeit fiel die Revolution von 1848/49. Der konservative B. gehörte in Magdeburg zum gegenrevolutionären Kreis um Ludwig von Gerlach und hatte großen Anteil an der Bekämpfung der Revolution in der Provinz. Zusammen mit dem kommandierenden General des IV. Armeekorps, August Georg Friedrich Magnus von Hedemann, organisierte er die Unterdrückung revolutionärer Aktionen in verschiedenen Teilen der Provinz Sachsen. Nach Vertreibung des Konsistorialpräsidenten Karl Friedrich von Göschel übernahm er auch dessen Amt. Von September bis November 1848 amtierte B. als preußischer Finanzminister. Sein Nachfolger in Magdeburg war Hartmann Erasmus von Witzleben. Später war B. mit Unterbrechungen bis 1862 Oberpräsident der Provinz Posen. Differenzen mit dem neuen preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck sollen dazu geführt haben, daß er 1863 aus dem Staatsdienst schied. B. war nach 1865 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und 1871–78 Mitglied des Reichstages.

Literatur: Karl Helmut Rehfeld, Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirkes Bromberg 1848–71, 1968, 53f.; Walter Hubatsch (Hg.), Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, Reihe A: Preußen, Bd. 6, Provinz Sachsen, bearb. von Thomas Klein, 1975, 27; Klaus Schwabe (Hg.), Die preußische Oberpräsidenten 1815–1945, 1985, 281; Stefan Karnop/Lars-Henrik Rode/Mathias Tullner, Der Regierungsbezirk Magdeburg und seine Geschichte, 1998, 85 (B).

Mathias Tullner