Möller, Ludwig Carl, Dr. phil., Dr. theol. h.c.
geb. 31.10.1816 Schwelm,
gest. 28.11.1893 Magdeburg,
evangelischer Theologe, Generalsuperintendent.

Als Kind eines reformierten Vaters und einer evangelisch-lutherischen Mutter, die sich seit ihrer Trauung zur unierten Kirche bekannten, besuchte M. die örtlichen Elementarschulen sowie die höhere Bürgerschule und erhielt Privatunterricht. Nach der Konfirmation zog die Familie von Schwelm nach Bielefeld, wo M. das Abitur am Gymnasium ablegte. Nach reiflicher Überlegung fiel sein Berufsziel nicht auf die Jurisprudenz, sondern die Philosophie. Er bezog im Frühjahr 1835 bis zum Sommer 1837 die Universität Bonn, von wo er nach Berlin wechselte und Vorlesungen der Hegelianer hörte. 1839 wurde er dort bei Friedrich Adolf Trendelenburg mit einer Arbeit über die “Theodicae platonica lineamenta” zum Dr. phil. promoviert. Aus innerer Neigung zum Predigeramt bezog er im Herbst 1839 noch einmal die Universität Bonn und studierte evangelische Theologie bei Carl Immanuel Nitzsch, Friedrich Bleek und Karl Sack, bis er in Münster 1841 das erste theologische Examen ablegte. Das zweite wurde ihm 1842 erlassen. Nach seiner Ordination 1843 trat er eine erste Pfarrstelle in Diersfordt bei Wesel, einer Patronatsgemeinde des Anton Graf zu Stolberg-Wernigerode, an. Ab 1851 war M. als Garnisonsprediger in Mainz tätig und übernahm 1852 die (lutherische) Pfarrstelle in Radevormwald, Ephorie Lennep. Dort oblag ihm die schwierigen Aufgabe, die den Bestand der Gemeinde gefährdenden altlutherischen Separationsbestrebungen einzudämmen. 1864 zum Konsistorialrat in der Provinz Schlesien in Breslau ernannt, wurde er bereits im September 1866 zur Unterstützung des amtierenden Generalsuperintendenten Johannes Lehnerdt als Vize-Generalsuperintendent der Provinz Sachsen und im Oktober 1867 nach Lehnerdts Tod zum Generalsuperintendenten und ersten Domprediger in Magdeburg berufen. M., der beide Ämter bis 1890 mit großer Energie ausübte, nahm sich zahlreicher liegengebliebener Aufgaben an, u. a. der Reform des Gesangbuchwesens. Ziel nach zehn Jahren unbearbeiteter Entwürfe war der Ersatz anerkannt schlechter Werke, worunter das Magdeburger Gesangbuch “unzweifelhaft das schlechteste war”. Bedarf bestand nicht nur in der Zivilgemeinde am Magdeburger Dom, wo das “Militairgesangbuch” benutzt wurde. Nach Prüfung von über 850 Liedern votierte M. für eine Kommission, der auch Musikdirektor August Gottfried Ritter angehören sollte. 1870 wurde M. durch die Theologische Fakultät der Universität Halle-Wittenberg die theologische Ehrendoktorwürde verliehen. 1887 erhielt er den Kronenorden II. Klasse. Seinen Lebensweg als evangelischer Seelsorger hat M. in einer autobiographischen Schrift festgehalten.

Werke: In Stille und Sturm, 1889.

Literatur: Nachruf L. M., in: Aus unseres Herrgotts Kanzlei. Evangelisches Gemeindeblatt für Magdeburg und Umgebung 3, 1893/94, 289–291.

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, M 496 (PA); LHASA: Rep. C 81, Nr. 183.

Hans Seehase

letzte Änderung: 28.02.2005