Stolberg-Wernigerode, Anton Graf zu
geb. 23.10.1785 Wernigerode,
gest. 11.02.1854 Berlin,
Ober- und Regierungs-Präsident in Magdeburg,
Staatsminister.

S. trat 1802 in den preußischen Militärdienst ein. Nach der Niederlage Preußens von Jena und Auerstedt gegen die Armee Napoleons befand er sich an der Seite der Familie des Königs. 1813 nahm er am Befreiungskrieg teil. S. kam ab 1822 in den Kreis der konservativen Erweckungsbewegung und in die Nähe des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. Seit 1824 übte S. die Herrschaft über das durch Erbschaft an ihn gekommene Gut Kreppelhof in Schlesien aus. 1828 wurde er Landrat in Landeshut/Schlesien. Seit 1830 war er Adjutant des Prinzen Wilhelm in Köln. Von 1834 bis 1837 als Regierungs-Präsident in Düsseldorf tätig, wurde er 1837 zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen und Regierungs-Präsidenten von Magdeburg ernannt. S. war über sein Amt hinaus vielfältig mit dem Leben in der Provinz und der Stadt Magdeburg verbunden. Die Familie betrieb u. a. in Magdeburg die Gräflich S.sche Maschinenfabrik als bedeutenden Ausrüster für Zuckerfabriken und Hersteller von anderen Maschinenbauerzeugnissen. Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. im Jahre 1840 wurde er als dessen Vertrauter nach Berlin berufen und übte großen Einfluß auf die Regierungs-Tätigkeit aus. 1842 wurde S. zum Staatsminister ernannt. Er gehörte zum engeren Kreis der den bürgerlichen Reformen entgegengesetzten Kräfte um den König. Gleich am Beginn der Revolution von 1848 mußte S. als bekannter Vertreter der Reaktionspolitik von seinen Ämtern zurücktreten. Er war entschiedener Gegner der Revolution. Nach deren Scheitern wurde er Generaladjutant des Königs, 1851 Oberstkämmerer und Minister des Königlichen Hauses. Sein politischer Einfluß aber blieb begrenzt.

Literatur: ADB 36, 376–380; Priesdorff 5, 484–489 (B); Otto Graf zu S., A. Graf zu S., ein Freund und Ratgeber König Friedrich Wilhelms IV., 1926; Klaus Schwabe (Hg.), Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945, 1985, 27.

Mathias Tullner