Sack, Karl Heinrich, Prof., Lic. theol., Dr. theol.
geb. 17.10.1789 Berlin,
gest. 16.10.1875 Poppelsdorf bei Bonn,
evangelischer Theologe, Oberkonsistorialrat.

S. war Sohn von Friedrich Samuel Gottfried S. (1738–1817), der 1769–77 reformierter Prediger in Magdeburg gewesen und dann nach mehreren Verwendungen in Berlin 1816 zum evangelischen Bischof berufen worden war. Von 1802 bis 1807 ging S. auf das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und begann danach ein Jurastudium in Göttingen. Nach eineinhalb Jahren wandte er sich der evangelischen Theologie zu und kehrte 1810 nach Berlin zurück, wo er unter dem Einfluß Schleiermachers zu einem neuen religiösen Leben Zugang fand. Nach Teilnahme an zwei Feldzügen in den Befreiungskriegen 1813/14 bezog er das Berliner Domkandidatenstift, wo er ein Reisestipendium nach England erhielt. Nach eineinhalb Jahren Aufenthalt in Holland und England zurückgekehrt, erwarb er 1817 in Berlin den Lizentiatengrad und eine Privatdozentur. 1818 folgte er einem Ruf an die noch junge Universität Bonn, wo er 1821 zum Dr. theol. promoviert wurde und 1823 eine ordentliche Professur erhielt. 1819–34 versah S. auch eine der Pfarrstellen der Bonner evangelischen Gemeinde, deren Gottesdienste weitgehend den reformierten Charakter beibehielten. Kollege im Pfarramt und an der Universität wurde mit Carl Immanuel Nitzsch bald ein weiterer Vertreter einer positiven evangelischen Glaubenswahrheit. Das Pfarramt gab S. 1834 auf, weil es ihn in seinem akademischen Amt behinderte. Dort gilt S. als der Begründer der wissenschaftlichen Lehre von der Apologetik im Unterschied zur praktischen Apologie. Zu Anfang der 1840er Jahre reiste er im amtlichen Auftrag nach Schottland, um sich mit der Geschichte und Eigenart der presbyterianischen Kirche vertraut zu machen. 1846 war er gemeinsam mit seinem Kollegen Nitzsch Abgeordneter der preußischen Generalsynode, wo er sich vor allem in den Verhandlungen über die Verpflichtung der Geistlichen auf die Bekenntnisschriften für eine Lehramtsverpflichtung einsetzte. 1847 erfolgte S.s Berufung in das Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen nach Magdeburg – möglicherweise direkt durch seinen Schwager, den Minister der geistlichen Angelegenheiten Johann Albrecht Friedrich Eichhorn (amtierend bis 1848). Dort in der Verwaltungsarbeit tat er sich sehr schwer, blieb aber ein unermüdlicher Verfechter der positiven Union. Als solcher oblag es ihm auch, für die Französisch-Reformierten Gemeinden der Provinz Sachsen einen gangbaren Weg in die sich formierende Provinzialkirche zu bahnen. Zudem war er neben August Tholuck einer der wenigen theologischen Wissenschaftler in der Provinzbehörde des Kirchenregimentes, die nicht nur in den Wirren um und nach 1848 dringend benötigt wurden. Er war in dieser Zeit zudem als Herausgeber des Evangelischen Monatsblattes tätig. 1860 zog er sich gleichzeitig mit Generalsuperintendent Johann Friedrich Moeller aus seinen Magdeburger Ämtern zurück. Bis 1862 hatte er noch eine Honorarprofessur in Berlin inne, übersiedelte dann aber nach Neuwied und später nach Bonn, wo er den Gang der kirchlichen und wissenschaftlich- theologische Entwicklung weiter mit lebhafter Anteilnahme verfolgte.

Werke: Versuch eines Hdb. der christlichen Apologetik, 1829; Die katechetische Behandlung der Lehre von der Dreieinigkeit, 1834; Christliche Polemik, 1838; Christliche Apologetik, 1841; Die Kirche in Schottland, 1844; Ueber die Stellung der Evangelisch-Reformierten Gemeinden in unserer Zeit, 1848; Ueber die rechtliche Stellung der Union, 1850.

Literatur: ADB 30, 153–161; RE 17, 31906, 323–327; BBKL 8, Sp. 1162f.; Heiner Faulenbach (Hg.), Das Album professorum der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Univesität Bonn 1818–1933, 1995, 39–44 (mit Autobiographie).

Hans Seehase