Lehnerdt, Johannes Ludwig Carl Daniel, Prof. Dr. theol.
geb. 11.04.1803 Wilsnack,
gest. 16.12.1866 Magdeburg,
evangelischer Theologe, Hochschullehrer, Generalsuperintendent.

Der Sohn eines Schlächtermeisters studierte nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin evangelische Theologie in Berlin und Heidelberg. L. war ab 1829 erst Privatdozent, nach seiner Habilitation 1832 außerordentlicher und ab 1834 ordentlicher Professor für praktische Theologie in Königsberg. Dort wirkte er von 1838 bis 1844 als evangelischer Pfarrer an der Altstädtischen Kirche und Mitglied des Konsistoriums. 1837 wurde L. zum Dr. theol. promoviert und wechselte nach seinem Pfarramt an der Löbenichtschen Kirche 1851 als Nachfolger August Neanders an die Universität Berlin. Von 1858 bis zu seinem Tod wirkte er als Generalsuperintendent und erster Domprediger in Magdeburg. Hier trat L. in erster Linie als Kirchenpolitiker in Erscheinung. In seinem ersten Hirtenbrief trat er öffentlich mit Nachdruck für die preußische Kirchenunion ein, worauf Martin von Nathusius, ein Vertreter der konfessionell-lutherischen Kräfte in der Provinz Sachsen, im Hallischen Volksblatt mit gehässiger Schmähkritik gegen ihn vorging. Nathusius wurde daraufhin gerichtlich verurteilt. In Königsberg entfaltete L. vor allem eine rege wissenschaftliche Tätigkeit. Er war 1839–44 Mitherausgeber der Preußischen Provinzialkirchenblätter und befaßte sich intensiv mit der Erforschung der Theologie der lutherischen Orthodoxie, insbesondere mit der Person Andreas Osianderselbe.

Werke: Quaestionum Johannearum specimen I, 1832; Commentationis de Andreae Osiandri, Theologi Regiomontani, ratione ac modo concionandi, 1835; De Andrea Osiandro. Commentatio historica theologica, 1837; Anecdota ad historiam controversiae ab Andrea Osiandro factae pertinentia, 1841–1844; Der Dekalog und die evangelischen Gymnasien. Eine theologisch-pädagogische Erörterung, 1843; Acht Predigten über Lebensfragen der evangelischen Kirche, 1848.

Literatur: RGG 3, 1911, Sp. 2007; Evangelische Kirchenzeitung 46, Nr. 10, 1867, 73; Christian Krollmann (Hg.), Altpreußische Biographien, Bd. 1, 1941, 389.

Bildquelle: Domsakristei Magdeburg.

Matthias Neugebauer

letzte Änderung: 10.02.2005