Wieprecht, Hans, Dr.
phil. |
Der Sohn des Kaufmannes Emil W. besuchte bis 1901 das Magdeburger Realgymnasium und studierte anschließend Mathematik und Naturwissenschaften in Halle. Nach bestandenem Staatsexamen trat er 1906 als Kandidat des höheren Lehramtes in das Neuhaldensleber Gymnasium ein. Dort war W. ab 1908 als Oberlehrer und von 1931 bis 1945 als Oberstudiendirektor mit den Lehrfächern Physik, Mathematik und Botanik tätig. 1909 promovierte er in Halle über “Die radioaktiven Eigenschaften einiger Solquellen Nord- und Mitteldeutschlands”. W. wandte sich in Neuhaldensleben alsbald der Erforschung der Umgegend zu, trat 1909 dem Aller-Verein bei, war 1910 an der Gründung des Städtischen Museums in Neuhaldensleben durch Fritz Wiegers beteiligt und führte als erster Konservator die Sammlungen des Aller-Vereins und des städtischen Gymnasiums (Philipp Wegener) im Museum zusammen. Wie Wiegers beschäftigte sich W. mit der Geologie des Gebietes und entdeckte im Süplinger Steinbruch eine bis dahin unbekannte Pflanzenversteinerung aus dem Karbon, einen Schuppenbaum, der nach ihm als “Protosolanus wieprechtii HÖRICH” benannt wurde. W. war auch urgeschichtlich forschend tätig und veröffentlichte mehrfach über eigene Grabungen, etwa im Jahrbuch der geologischen Landesanstalt und der Prähistorischen Zeitschrift. 1919–36 war W. Vorsitzender des Aller-Vereins, danach dessen Ehrenvorsitzender, und begründete mit anderen die heimatkundliche Beilage des Neuhaldensleber Wochenblattes als neues Publikationsorgan des Aller-Vereins sowie des Heimatvereins im alten Holzkreis, die ab 1921 unter dem Titel Aus der Heimat und 1925–41 als Heimatblatt für das Land um obere Aller und Ohre erschien. Durch Gottlob Karl Engelhardt von Nathusius angeregt, schuf W. die Vogelsammlung des Museums Neuhaldensleben und beschäftigte sich während seiner gesamten Wirkungszeit intensiv mit der heimischen Flora. Früher als in anderen Kreisen hat W. bereits in den 1920er Jahren, auf ältere Leistungen des Aller-Vereins aufbauend, die Naturdenkmale des Kreises Neuhaldensleben erfaßt und deren behördlichen Schutz erwirkt. Von seiner Gründung an war W. ehrenamtlicher Leiter des Museums Neuhaldensleben, dessen Entwicklung von ihm sowohl hinsichtlich seiner technischen Ausstattung als auch der Ordnung, Pflege und Präsentation der Sammlungen maßgeblich bestimmt worden ist. Bei Kriegsausbruch wurde das Museum geschlossen und konnte erst nach 1945 unter der Leitung von Bruno Weber wieder aufgebaut werden, wobei W. sich Hilfestellungen nicht verschloß. Im Ruhestand setzte er seine botanischen Studien fort und überließ schließlich dem Museum Haldensleben seinen Katalog der heimischen Flora und ein Herbarium.
Werke: Mathematische Aufgaben im Anschluß an die engere Heimat, 1912; Neue und ältere Funde Schönfelder Keramik aus dem Kreis Neuhaldensleben, in: Prähistorische Zs. 13/14, 1921/22, 158–165; Neuhaldensleber Gartenhäuser, in: Heimatkalender für das Land um Aller und Ohre, 1925, 55–59; 60 Jahre Aller-Verein, 1926; Die Naturdenkmäler des Landes um Aller und Ohre, in: Heimatblatt für das Land um obere Aller und Ohre, Nr. 19, 1930; Heimat in Maß und Zahl, Ms. 1937 (Museum Haldensleben); Schule zwischen zwei Zeitaltern, Ms. 1957 (ebd.); Botanische Studien im Gebiete des Bever- und Olvetales und auf dem Flechtinger Höhenzug, in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 3, 1962, 70–80.
Nachlaß: Museum Haldensleben.
Literatur: Willi Koch, Dr. H. W., in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 7, 1966, 91–93.
Bildquelle: *Museum Haldensleben.
Sieglinde Bandoly