Wiegers, Fritz Harry Wilhelm, Prof. Dr. phil.
geb. 09.02.1875 Lüneburg,
gest. 21.07.1955 Göttingen,
Geologe, Hochschullehrer.

W. studierte 1893–95 in Göttingen und danach bis 1897 in Halle Geologie. 1897–1901 war er Assistent am Geologischen Institut der Technischen Hochschule Karlsruhe und promovierte 1899 zum Dr. phil. in Halle. Anschließend war er von 1901 bis 1939 in der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin tätig. 1944 bis zu seiner Entlassung 1946 durch die englische Besatzungsmacht arbeitete er als Professor für Urgeschichte in Göttingen. W. führte von 1904 bis 1932 die seit 1875 von Felix Wahnschaffe und Konrad Keilhack begründete geologische Kartierung vor allem in Magdeburg und Umgebung fort. Er war Bearbeiter und Autor der Geologischen Spezialkarten 1 : 25.000 (Dolle, Colbitz, Wolmirstedt, Erxleben, Oschersleben) und Mitbearbeiter weiterer geologischer Spezialkarten in Börde und Altmark, darunter von Magdeburg, Biederitz und Groß-Ottersleben. Durch W.s Kartierungstätigkeit wurden wesentliche, durch die Eiszeittheorie seit 1875 diskutierte theoretischen Fragen in gültiger Form dargestellt und gelöst. Er verfaßte etwa 40 geologische und prähistorische Arbeiten, vorwiegend über das Quartär von Sachsen-Anhalt und Thüringen, sowie grundlegende geologische Wanderbücher über Berlin (1922) und den Regierungsbezirk Magdeburg (1924). In seiner umfassenden Arbeit “Diluvialprähistorie als geologische Wissenschaft” (1920) regte er an, die Ergebnisse der archäologischen Forschung künftig bei der geologisch- agronomischen Kartierung zusätzlich mit darzustellen – ein Vorschlag, der bis 1955 diskutiert wurde. Die erste kartographische Darstellung der archäologischen Ergebnisse im Zusammenhang mit der geologisch/bodenkundlichen Aufnahme erschien im Jahr 2000 für das Gebiet Arendsee (Hg.: Landesamt für Geologie Sachsen-Anhalt). W., der ab 1907 verstärkt in der Region um Haldensleben tätig war, arbeitete eng mit den dortigen Mitgliedern des Aller-Vereins, insbesondere mit dem geologisch interessierten Hans Wieprecht zusammen und förderte deren heimatgeschichtliche Forschungen. Die Gründung des 1910 eröffneten Heimatmuseums in Haldensleben ist wesentlich auf seine Initiative zurückzuführen.

Werke: Diluviale Flußschotter aus der Gegend von Neuhaldensleben, in: Jb. der Preußischen-Geologischen Landesanstalt 26, 1905, 58–88; Diluviale Vorgeschichte des Menschen, 1928; Der Schädelfund von Weimar-Ehringsdorf, 1928; Über Gliederung und Alter des Magdeburger Diluviums und die Zahl der Eiszeiten in Norddeutschland, in: Jb. der Preußischen-Geologischen Landesanstalt 50, 1929, 29–124; Das Alter des Diluviums in der Gegend zwischen Oschersleben-Bode und Staßfurt, in: ebd. 52, 1932; Die geologische Altersstellung der Artefakte führenden Hundisburger Schotter in: Prähistorisch Zs. 28/29, 1939; Die interglazialen Schotter von Hundisburg, in: ebd. 30/31, 1940c.

Nachlaß: Bibliothek der Deutschen Geologischen Gesellschaft Universität Potsdam, Bereich Golm; Geologenarchiv Universität Freiburg/Breisgau; Universitätsbibliothek Karlsruhe.

Literatur:  KGL 1935, 532; KGL 1950, 2266; Johann C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch, Bd. IV/2, 1904, 1633; KGL 1931, 3263; Christian Pescheck (Hg.), Festgabe für Herrn Prof. Dr. F. W. zu seinem 75. Geburtstag, 1950.

Jürgen Werner Hubbe

letzte Änderung: 02.03.2005