Keilhack, Friedrich Ludwig Heinrich Konrad, Prof. Dr. phil.
geb. 16.08.1858 Oschersleben,
gest. 10.03.1944 Berlin,
Bergrat, Geologe.

K., Sohn eines Kreisbaumeisters in Oschersleben, besuchte das Gymnasium in Gera und erhielt hier erste Einblicke in Kartierungstechniken. Sein Studium der “Naturwissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der Geologie” absolvierte er 1877–81 in Jena, Freiberg, Göttingen und Berlin. K. promovierte 1881 in Jena und erhielt im gleichen Jahr eine Anstellung als Hilfsgeologe an der Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin. Seit 1890 Landesgeologe, war er ab 1914 als Nachfolger von Felix Wahnschaffe Abteilungsdirigent für die Kartierung im Flachland an der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin. Ausgedehnte Reisen führten ihn bis ins hohe Alter u. a. nach Island, Irland, Grönland, in die Schweiz, nach Italien, Rumänien, Mexiko, Ceylon, Alaska und an die Viktoriafälle des Sambesi (1931). Viele seiner ca. 500 Schriften mit markanten sprachlichen Abschnitten trugen wesentlich zur Popularisierung der Geologie bei. Er kartierte mehr als 100 Blätter der Geologischen Spezialkarte, insbesondere des norddeutschen Flachlandes, und verfaßte dazu Erläuterungen. K. war “die letzte markante Persönlichkeit aus der ersten großen Generation der Preußischen Geologischen Landesanstalt” (Woldstedt, 1951), der er bis 1923 angehörte. Er war zudem als Braunkohlengeologe tätig und wirkte neben Leopold van Werveke am “Handbuch für den Deutschen Braunkohlenbergbau” (1915) mit. Seine Beobachtungen sind noch heute von Bedeutung. Beachtliches leistete er auch als Hydrogeologe. Sein “Lehrbuch der Praktischen Geologie” (1896, 41921) wurde auch ins Russische und Spanische übersetzt. Ebenso erlebte sein “Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde” (1912) mehrere Auflagen. Bei der ab 1873 in den deutschen Ländern einsetzenden geologischen Spezialkartierung wurde unter maßgeblichem Einfluß von K. bald ein einheitliches System von Symbolen, Flächenfarben und Signaturen entwickelt, das für sämtliche von der Preußischen Geologischen Landesanstalt aufgenommenen Flachlandkarten verbindlich wurde. Dieses System fand in der 1908 erarbeiteten “Geschäftsanweisung für die geologisch-agronomische Aufnahme im norddeutschen Flachland” seinen Niederschlag. Die in den geologisch-agronomischen Spezialkarten festgelegte Auswahl der Farben und ihre Komposition konnten, nach ihrem ästhetischen Eindruck beurteilt, bis heute nicht überboten werden. Um die Verwendung der Spezialkarten unter Nichtgeologen zu erleichtern, verfaßte K. 1901 eine “Einführung in das Verständnis der geologisch-agronomischen Karten des norddeutschen Flachlandes”. Für größere Gebiete, deren Spezialkartierung sich über längere Zeit erstrecken würde, wurde durch K. zunächst eine Übersichtskartierung in kleinerem Maßstab angestrebt und 1898–1930 unter seiner Leitung realisiert. Dazu gehörten Aufnahmen in der Provinz Pommern, von Usedom, Wollin, Neustrelitz, Prenzlau, Potsdam und der Provinz Brandenburg. Die geologische Kartierung der Flachlandanteile des Landes Sachsen-Anhalt wurde nach dem I. Weltkrieg vor allem von Fritz Wiegers und dessen Mitarbeitern fortgesetzt. Nach G. Schwab u. a. (1994) beschrieb K. in den Erläuterungen zur Gebietskarte 25 Teltow (21910) zum ersten Mal die Hauptvereisungen des norddeutschen Gebietes unter den Namen Weichsel, Saale und Elster. Weiterhin prägte er unter dem Eindruck einer Reise nach Island den Ausdruck “Haidesandlandschaft oder Sander”, aus dem sich der Begriff “Sander” für charakteristische eiszeitliche Ablagerungen entwickelte. In seinen Publikationen behandelte er quartärgeologische Fragen wie alte Elbläufe, Eisstillstandslagen sowie Endmoränen der jüngsten norddeutschen Vereisung. 1908 erschien in den “Grundwasserstudien” der Aufsatz “Der artesische Grundwasserstrom des unteren Ohretals” mit dem Nährgebiet in der Colbitz-Letzlinger Heide – der erste Hinweis auf den Zustrom des Trinkwassers ins Ohretal, durch den wichtige Grundlagen für die Wasserversorgung Magdeburgs und des Umlandes erarbeitet wurden (später von W. Koehne vertieft). K. war Begründer des Geologenkalenders und leitete seit 1901 das Geologische Zentralblatt. Er starb infolge eines Luftangriffs der Alliierten auf Berlin.

Werke: s.o.; Alte Elbläufe zwischen Magdeburg & Havelberg, in: Jb. der Preußischen – Geologischen Landesanstalt 7, 1886; Karte der Endmoränen und Urstromtäler Norddeutschlands mit Begleitworten, in: ebd. 30, 1909; Beiträge zur Stratigraphie und zu den Lagerungsverhältnissen der Trias und des Tertiärs des nordöstlichen Harzvorlandes, 1922; Gutachten über die Entwicklung der geplanten Rappbodetalsperre, 1925; Gutachten über die Einwirkung von Hochwässern auf die Grundwässer des Bodetales, 1926; Granitverwitterung im Erongo-Gebirge in Südwestafrika, 1939.

Nachlaß: Deutsche Geologischen Gesellschaft, Universitätsbibliothek Potsdam, Bereichsbibliothek Golm; Geologenarchiv Universität Freiburg/Breisgau; W. Quitzow, Krefeld.

Literatur: Wer ist’s 10, 1935; Paul Woldstedt, K. K. †, in: Geologisches Jb. 65, 1951, 19–25; W. Schulz, Die quartärgeologische Kartierung in den Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg bis zum Jahre 1967, in: Petermanns Geographische Mitteilungen 115, H. 4, 1971; Max Schwab, Geologische Landesaufnahme in Brandenburg – Stand und Probleme. 61. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Nordwestdeutsche Geologen in Potsdam, Tagungsbd., 1994, 3–15; David R. Oldroyd, Die Biographie der Erde – Zur Wissenschaftsgeschichte der Geologie, 1998; Eckehard P. Löhnert, K. K. (1858–1944) – seine Promotion im Jahre 1881 in Jena, in: Geohistorische Blätter 2, H. 1, 1999, 57–63.

Bildquelle: *W. Quitzow, Krefeld (privat).

Jürgen Werner Hubbe

letzte Änderung: 09.02.2005