Pinthus, Kurt, Dr.
phil. |
P. verbrachte seine Kindheit in Magdeburg und besuchte das Gymnasium in Erfurt. 1905–10 studierte er in Freiburg/Breisgau, Berlin, Genf und Leipzig deutsche Literaturgeschichte, Philosophie und Geschichte. Nach seiner Promotion 1910 über die Romane Levin Schückings war P. Lektor beim Kurt Wolff Verlag, bis er im Sommer 1915 zum Militärdienst nach Magdeburg eingezogen wurde. Hier war P. 1918 als Sprecher des Obersten Soldatenrates des IV. Armeekorps aktiv. Nach Kriegsende kehrte P. zunächst nach Leipzig zurück und siedelte 1919 nach Berlin über, wo er Dramaturg bei Max Reinhardt war und ab 1920 beim Rundfunk sowie wieder als Film- und Theaterkritiker arbeitete. 1937 emigrierte P., auch wegen seiner jüdischen Abstammung, in die USA und lehrte von 1947 bis 1960 als Dozent für Theaterwissenschaften in New York. Er bereiste ab 1957 wieder die BRD und ließ sich 1967 in Marbach nieder. P. war einer der theoretischen Programmatiker und Vermittler des literarischen Expressionismus in Deutschland. Seine erstmals 1920 (vordatiert auf 1919) veröffentlichte Lyrikanthologie “Menschheitsdämmerung – Symphonie jüngster Dichtung” stellte einen repräsentativen Querschnitt der expressionistischen Dichtung des vergangenen Jahrzehnts dar. Als Lektor betreute er die Reihe “Der jüngste Tag”, in der u. a. Lyrik von Paul Kraft erschien. P. entwickelte eine rege Tätigkeit als Theater- , Literatur- und Filmkritiker für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für Die Weißen Blätter, Die Aktion und Der Genius. In Magdeburg war P. 1916 sowohl an der Organisation einer expressionistischen Ausstellung als auch 1919 an der Gründung der Künstlervereinigung Die Kugel beteiligt. Er referierte in Magdeburg über die Zukunft der Künste und war u. a. mit Robert Seitz, Bruno Beye und Erich Weinert bekannt.
Werke: Die Romane Levin Schückings. Ein Beitrag zur Geschichte und Technik des Romans, 1911; Der Zeitgenosse. Literarische Portraits und Kritiken, 1971.
Nachlaß: DLA Marbach.
Literatur: Bio Hdb Emigr 2, 906f.; Killy 9, 166 (W); Ward B. Lewis, K. P., in: John M. Spalek/Joseph Strelka (Hg.), Deutschsprachige Exilliteratur, Bd. 2, 1989, 1711–1722; Paul Raabe, Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus, 21992, 377f.; Klaus Schuhmann (Hg.), K. P. in Leipzig (1916–1919) – Student, Lektor, Kritiker, Hg., 1996.
Bildquellen: DLA Marbach; Archiv des Literaturhauses Magdeburg; *Archiv Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Mohlsdorf (privat): Lithographie von Bruno Beye.
Thomas Piotrowski
letzte Änderung: 02.03.2005