Thesing, Ernst August Curt Oswald, Dr. med.
geb. 13.03.1874 Gut Wieckeran bei Barthen/Ostpreußen,
gest. 03.11.1954 Magdeburg,
Arzt, Stadtrat.

T. wurde als ältester Sohn des Kreisrichters Robert T. zunächst zu einer Militärlaufbahn bestimmt und legte 1892 das Abitur an der Hauptkadettenanstalt Groß Lichterfelde ab. Nach freiwilligem Ausscheiden aus der Armee als Leutnant studierte er 1895– 1901 Medizin in Marburg und Königsberg. Es folgten Jahre als Schiffsarzt und als Assistent am Hygiene-Institut der Universität Marburg. Dort trat T. in die SPD ein. Nach Beendigung seiner akademischen Laufbahn folgte er 1904 einer Einladung des sozialdemokratischen Redakteurs und Schriftstellers Paul Bader und ließ sich als praktischer Arzt in der Magdeburger Jakobstraße nieder. Er machte sich besonders durch den Aufbau der Lungenfürsorge in Magdeburg verdient, in der er auch als Schularzt arbeitete. Von 1922 bis 1933 war er Stadtverordneter der SPD und wurde 1929 zum unbesoldeten Stadtrat gewählt. Des weiteren wählte man ihn in den Vorstand des Vereins der Kassenärzte sowie der Ärztekammer der Provinz Sachsen. Die nationalsozialistische Machtübernahme beendete T.s gesundheitspolitisches Engagement abrupt. In den folgenden Jahren führte er seine Praxis weiter und half u. a. vielen Diskriminierten und Verfolgten, auch französischen und belgischen Zwangsarbeitern. Von 1947 bis 1954 konnte T. noch einmal für die freiberuflich tätigen Ärzte als gewählter Erster Vorsitzender der Rechnungsprüfungsstelle im FDGB öffentlich wirken.

Literatur: Helmke Schierhorn/Thomas Klemm, Grabmäler bedeutender Ärzte in Magdeburg, in: Magdeburger Blätter 1984, 86f.; Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, 1993, 146; Erich Jeske, Trauerrede für E. T., Ms. o. J. (Archiv des Instituts für Pflegegeschichte Qualzow).

Bildquellen: Akademie-Zeitung der Medizinischen Akademie Magdeburg vom 09.10.1974; *Archiv und Sammlung. Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat): Kohlezeichnung von Bruno Beye.

Horst-Peter Wolff