Uffenheimer, Albert, Prof. Dr. med. habil.
geb. 24.05.1876 Fürth,
gest. April 1941 Albany (USA),
Arzt.

U. war Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Nürnberg absolvierte er ein Medizin-Studium in Würzburg, München und Berlin. Er promovierte 1899 in München. Um 1900 war er in der Prosektur des Urban- Krankenhauses Berlin tätig. Dort gelang U. die Reinzüchtung und Kultivierung des “Bacillus aerophilus agilis”. Danach war er Assistenzarzt an der Königlichen Universitäts-Kinderklinik Greifswald und 1903–05 am Haunerschen Kinderspital in München. 1906 habilitierte U. in München und übernahm 1908–09 die Leitung der Säuglingsberatungsstelle München- Westend. Ab 1911 war er Chefarzt der Laboratorien der Königlichen Universitäts-Kinderklinik München. 1915 wurde U. hier außerordentlicher Professor. Nachdem er im I. Weltkrieg als Lazarett- und Kommandanturarzt tätig war, eröffnete er in München eine Privatpraxis. 1925 erhielt er die Berufung nach Magdeburg als Direktor der Kinderklinik im Krankenhaus Magdeburg-Altstadt und als Städtischer Kinderarzt in Nachfolge von Hans Vogt. U. erweiterte und modernisierte die Klinik (Isolierzimmer) und die Fürsorgeeinrichtungen für Kinder. Er übernahm 1926 die Kinder-Infektionsabteilung vom Internisten Max Otten. U. berief 1929 die erste klinische Oberärztin, Frau Dr. Charlotte Struve (1895–1985). Ihr wurde die Leitung der Kinderklinik übertragen, als in den Jahren 1945–48 Prof. Fritz Thoenes noch im Krankenhaus Uchtspringe tätig war. Anschließend arbeitete Frau Dr. Struve poliklinisch in Magdeburg. U. verfaßte 30 wissenschaftliche Arbeiten und war Mitherausgeber der Monatsschrift für Kinderheilkunde. Im April 1934 mußte U. wegen seiner jüdischen Herkunft binnen eines Tages seine Klinik verlassen. Er ging mit Frau und Tochter (geb. 1914) vorerst nach Kattenhorn am Bodensee und Ostern 1938, nach der Aufforderung zur sofortigen Emigration, nach London. Hier betreute er schwer erziehbare Jungen. 1940 erhielt er eine Dozentur an der Universität Albany/USA. U. starb an einem Herzinfarkt.

Werke: Warum kommen unsere Kinder in der Schule nicht vorwärts?, 1927 (mit Otto Stählin); Der städtische Kinderarzt in Magdeburg, Die städtische Kinderklinik, in: Paul Konitzer (Hg.), Das Gesundheitswesen der Stadt Magdeburg, 1928, 37–47 und 110–119.

Nachlaß: Separate wissenschaftliche Arbeiten in Universitäts-Kinderklinik Magdeburg.

Literatur: Reichshdb 2, 1926 (B); Isidor Fischer (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. 2, 31962, 1593f.; Wilhelm Thal, Zur Entwicklung der Kinderheilkunde in Magdeburg, in: Magdeburger Blätter 1991, 77–90 (B); Wilhelm Thal, Prof. A. U., in: Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 5, 1994, Nr. 12, 72–76.

Bildquelle: *Sammlung Wilhelm Thal, Zerbst (privat).

Wilhelm Thal

letzte Änderung: 19.08.2004