Neide, Friedrich August, Dr. med.
geb. 24.08.1782 Magdeburg,
gest. 28.02.1851 Magdeburg,
Arzt, Stadtphysikus.

N., ältestes Kind des evangelischen Theologen Johann Georg Christoph N., ging 1801 zum Studium der Medizin nach Halle, wo er 1805 promovierte. Er war 1805 bis 1831 mit Maria Christiana N., geb. Andreas, verheiratet und hatte mit ihr sieben Kinder, davon war der älteste Sohn, Friedrich August N. (1806– 1867), seit 1832 ebenfalls Arzt in Magdeburg und hier als einer der ersten Fotografen bekannt. Unmittelbar nach seiner Approbation wurde N. im Mai 1806 als erster städtischer Armenarzt in Magdeburg angestellt, war zusätzlich von 1814 bis 1844 Physikus der Französischen Kolonie in Magdeburg, außerdem 1814 bis 1827 leitender Arzt des Stadtkrankenhauses (seit 1817 Krankenhaus Altstadt), leitender Arzt der Städtischen Irrenheilanstalt und 1814 bis 1851 Arzt der Gefängnisse in Magdeburg. Vorübergehend wirkte er nebenbei noch unter Wilhelm Voigtel als Hebammenlehrer sowie als Lehrer eines anatomisch-chirurgischen Auditoriums in Magdeburg. N. hat damit in herausragender Weise in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ärztliche Betreuung der Armenbevölkerung verantwortet und sich deren Anerkennung und Verehrung erfreut, während seine Leistungen von Seiten des Magistrates kaum gewürdigt wurden. Er hinterließ in den Akten des Provinzial-Medizinalkollegiums und der Stadt Magdeburg interessante Manuskripte: 1815 den Antrag zur Umwandlung des oben erwähnten Auditoriums in eine preußische Medizinisch-chirurgische Lehranstalt; 1816 den Entwurf eines neuen Krankenhauses für Magdeburg und 1841 eine Beschreibung der Zustände in der Städtischen Irrenheilanstalt. Seine Verdienste um eine medizinische Bildungsstätte in Magdeburg wurden bei deren Gründung 1827 zugunsten der höheren Medizinalbürokratie übergangen und N. aus dem nun als Klinik genutzten Städtischen Krankenhaus verdrängt. N. war Mitglied des städtischen Almosen-Kollegiums, aber auch als Freimaurer in der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” engagiert.

Literatur: August Andreae, Chronik der Aerzte des Regierungsbezirks Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860, 160; Bernhard Koerner, Genealogisches Hdb. bürgerlicher Familien, Tl. 17, 1967, 408–436; Vf., Die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Magdeburg (1827–1849), in: Zs. für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin, H. 12, 1975, 77–87; Horst-Peter Wolff, Der Magdeburger Armenarzt F. A. N. (1781–1851), in: Magdeburger Blätter, 1987, 51–56.

Bildquelle: Medizinische Akademie Magdeburg.

Horst-Peter Wolff

geändert: 09.06.2004