Voigtel, Friedrich Wilhelm Traugott, Dr. med.
geb. 10.11.1767 Magdeburg,
gest. 27.02.1844 Magdeburg,
Arzt, Landphysikus, Regierungsmedizinalrat.

V., Sohn des Juristen und Regierungsbeamten Traugott Liebegott V., studierte nach dem Besuch der Magdeburger Domschule in Halle Medizin und promovierte 1790 mit einer geburtshilflichen Dissertation, die bereits Lehrbuchcharakter hatte und 1799 auch in deutscher Sprache erschien. Nach dem Besuch von Fortbildungsstätten in Wien und Paris begann V. in Magdeburg als Arzt zu praktizieren und wurde 1795 zum Hebammenlehrer an der hiesigen Provinzialschule berufen, der er 1798 die erste geburtshilfliche Klinik, das ,,Gebärhaus”, anschloß. 1797 war V. mit dem Landphysikat zusätzlich die Aufsicht über sämtliche Medizinalpersonen im Bereich des Herzogtums Magdeburg übertragen worden. 1803 förderte er die Einführung der Pockenschutzimpfung durch Einrichtung eines entsprechenden öffentlichen Instituts in seinem Hause. Während der französischen Besatzungszeit wurde dem preußischen Patrioten V. nur die Hebammenschule belassen. Im Herbst 1813 rief er ein Zivillazarett für verwundete französische Kriegsgefangene ins Leben und amtierte nach der Befreiung 1814–17 als Direktor des Provinzial-Militärlazarettes in Magdeburg. 1820–22 war er Regierungsmedizinalrat, geriet aber zunehmend in Widerspruch zu politischen Restaurationsbestrebungen in der Monarchie, die ihn zum Rücktritt von diesem Amte veranlaßten. 1825 legte er auch die Leitung der Hebammenschule nieder. Vor allem die Mißachtung von ihm initiierter Reformvorschläge durch die preußischen Zentralbehörden, in Magdeburg eine staatliche Medizinisch-chirurgische Lehranstalt zur Ausbildung der Wundärzte, Hebammen und Krankenpfleger einzurichten, war der Anlaß für diesen Schritt. V. war für seine Leistungen als Lazarettdirektor 1817 mit dem Eisernes Kreuz II am weißen Band ausgezeichnet worden und spielte in Magdeburg eine führende Rolle in der 1761 gegründeten logenartigen Vereinigung Die Lade, die 1811 in seinem Haus ihr 50jähriges Jubiläum feierte.

Werke: Tabellen für Geburtshelfer und Hebammen, 1798; Bruchstücke aus der Zeichenlehre der Entbindungskunst, 1799.

Literatur: Carl Liebecke, Magdeburg während der Blockade in den Jahren 1813 und 1814, 1814, 61f.; August Andreae, Chronik der Aerzte des Regierungsbezirks Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860, 233; August Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 5, 1887, 792; Horst-Peter Wolff, Magdeburger Medizinalchronik, Quellen und Studien zur Geschichte des Gesundheits- und Sozialwesens von 1631–1848/49, Ms. 1977, 155–158 (StadtA Magdeburg).

Bildquellen: *KM Magdeburg: Ölgemälde von Caroline Bardua; Sammlung Horst-Peter Wolff, Qualzow (privat).

Horst-Peter Wolff

letzte Änderung: 28.09.2004