Brunotte, Friedrich Wilhelm Gottlieb
geb. 05.12.1844 Nöschenrode bei Wernigerode,
gest. 30.11.1924 Harburg bei Hamburg,
Gymnasiallehrer, Heimatkundler.

B. besuchte bis Ende 1861 das Lyceum in Wernigerode und widmete sich anschließend der Vorbereitung auf seine Ausbildung am Lehrerseminar, die er 1864-67 in Barby absolvierte. Im April 1867 wurde ihm die 2. Lehrerstelle an der Volksschule in Neinstedt zunächst provisorisch, und nach Ablegung der zweiten Lehramtsprüfung 1870 definitiv übertragen. 1873 wechselte er an die neugegründete gehobene Bürgerschule, das spätere Gymnasium in Neuhaldensleben, wo er als Elementarlehrer die Fächer Naturkunde, Religion, Schreiben, Rechnen und Deutsch, auch zeitweise Erdkunde in den unteren Klassen sowie in den 1890er Jahre noch Singen und Zeichnen bis zur Prima unterrichtete. Besonders anspruchsvoll und beliebt waren die anfänglich als „Naturbeobachtung“, später mit „Naturkunde“ bezeichneten Stunden in der Sexta bis Unter-Tertia. Nebenher unterstand ihm in verdienstvoller Weise die Verwaltung der naturkundlichen Sammlung der Schule, deren vorwiegend geschenkweise Mehrung ab 1877 nachweisbar ist. Seit 1872 verheiratet, unterhielt B. ab 1883 im eigenen Hause in Neuhaldensleben auch eine Pension für auswärtige Schüler. Er trat als geachteter und beliebter Lehrer zum 1.10.1912 in den Ruhestand. – Der stark heimatkundlich interessierte B. war zudem langjährig im Aller-Verein engagiert. Nachdem er noch dem ersten Vorsitzenden des Vereins, Maximilian Wahnschaffe, zu dessen Käferwerk zuarbeiten durfte, wurde er am 1877 zum zweiten und 1880 zum ersten Schriftführer gewählt, übernahm 1878 die Vereinsbibliothek, wirkte ab 1882 vielfach als Stellvertreter der amtierenden Vorsitzenden Otto August  Buchmann (gest. 3.12.1887) aus Alvensleben und Gustav Maass und wurde schließlich 1896 selbst zum ersten Vorsitzenden bestimmt. Unter B.s Leitung wandte sich das Interesse neben der Altertumskunde auch wieder den Naturwissenschaften zu, damit wurden wieder alle Gebiete der Heimatkunde gleichmäßig gepflegt und gefördert. Vor seinem Ausscheiden aus dem Amt 1909 zählte der Verein 92 Mitglieder. B. wurde in Anbetracht seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Anerkennenswerte Leistungen auf dem Gebiete der Botanik – u.a. als Mitarbeiter am Nachtrag zu Ludwig Schneiders „Flora von Magdeburg“ (1894) – sowie zahlreiche botanische, zoologische und archäologische Referate und Vorlagen im Aller-Verein waren dem vorausgegangen, wobei seine Beiträge zur Vogelkunde und zum Vogelschutz besonders hervorzuheben sind. Gesundheitszustand und Inflation veranlaßten B. mit seiner Frau 1922 Neuhaldensleben zu verlassen und den Lebensabend bei der Familie ihrer Tochter Marie Auguste Mosebach in Harburg zu verbringen.

Literatur: Reinhold Brennecke, Gymnasiallehrer und Heimatforscher W. B. (1844-1924), in: Haldensleber Vogelkunde-Informationen 21, 2003, 74-81 (B).

 Archivalien: Kreis- und StadtA Haldensleben: Acta pers. des Magistrats der Stadt Neuhaldensleben ..., VII 130 (PA).

 Bildquelle: *Museum Haldensleben.

 Reinhold Brennecke

letzte Änderung: 02.09.04