Wahle, Fritz Alexander Johann
geb. 29.03.1887 Weimar,
gest. 11.10.1941 Hannover,
Buchhändler.

Der einer Gastwirtsfamilie entstammende W. – sein Vater war Pächter der historischen “Armbrust” in Weimar, später des “Felsenkeller” in Ilmenau – verbrachte seine Schulzeit in Ilmenau und Keilhau und besuchte das Gymnasium in Schleusingen. Die Freundschaft mit dem Schleusinger Buchhändler Max Schewe ließ ihn den Beruf des Buchhändlers ergreifen. Ab 1905 absolvierte W. eine Buchhandelslehre bei Hugo Brunner in Eisenach und erwarb anschließend als Gehilfe bei Speyer & Peters in Berlin praktische Kenntnisse im Universitätsbuchhandel. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Leipzig (1910/11) trat W. im Oktober 1911 als Gehilfe in die renommierte Verlagsbuchhandlung von Carl Klotz in Magdeburg ein, um das Geschäft kennenzulernen. Bereits zum Ende des Jahres konnte W. von Klotz das Sortiment erwerben und führte dieses ab 1912 unter dem Namen C. E. Klotz Nachfolger Fitz Wahle für eigene Rechnung weiter. 1914–18 nahm W. als Zugführer und nach seiner Verwundung in der Marne-Schlacht als Kompanieführer und Ordonnanz-Offizier bei der 58. Infanteriedivision am I. Weltkrieg teil. Während dieser Zeit führte seine Ehefrau Else, geb. Brunner, die Buchhandlung. W.s buchhändlerische Aufmerksamkeit galt besonders dem Landkartenhandel, der Pflege juristischer Literatur und dem Ausbau einer ausgewählten Leihbibliothek. Sein Einsatz für die “Universal-Bibliothek” des Leipziger Reclam-Verlages verschaffte ihm das alleinige Auslieferungsrecht dieser Reihe für Magdeburg. Das Geschäft, das ab 1920 unter Fritz Wahle, Buchhandlung firmierte, stellte mit aufsehenerregenden Sonderschaufenstern auch die Werbung konsequent in den Dienst der Buchkultur. 1921 gründete W. zusammen mit dem Erfurter Buchhändler Bruno Neumann die Firma Wahle & Neumann, die an zwölf markanten Plätzen in der Stadt in originell gestalteten, von Bruno Taut entworfenen Kiosken neuartigen Stils Zeitungen, Zeitschriften und Bücher vertrieb. 1927 stellte diese Firma zur Deutschen Theaterausstellung in Magdeburg eine eigene Buchhandlung am Adolf-Mittag-See mit einer umfassenden Auswahl theatergeschichtlicher Werke. W. schied zum Oktober 1932 aus der Firma aus, kaufte aber im Gegenzug Anfang 1933 den Carl E. Klotz Verlag von Klotz’ Nachfolger Kurt Steffens zurück und gliederte ihn nach Umwandlung in eine Bücherstube unter der Firma Carl E. Klotz, Buchhandlung wieder seinem Sortiment an. W. gehörte seit 1920 dem Vorstand des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verbandes an und war 1922–24 dessen Vorsitzender. In der Folge konnte er sich auch als Mitglied der IHK Magdeburg (seit 1931) und als langjähriger Vorsitzender der Vereinigung Magdeburger Buchhändler nachhaltig für die Belange des Buchhandels einsetzen. Die 1841 durch Emil Baensch gegründete Buchhandlung befindet sich gegenwärtig in der dritten Generation im Besitz der Familie W. und ist damit die älteste der Stadt Magdeburg.

Literatur: Georg Müller (Hg.), Der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband 1883–1933, 1933, 25–27, 89f., 94 (B); Werner W., 1841–1941. 100 Jahre Buchhandlung F. W. Magdeburg, 1941.

Bildquelle: *Hans-Joachim W. jun., Magdeburg (privat).

Guido Heinrich