List, Adolf (Adolph) Moritz, Dr. phil.
geb. 12.11.1861 Olchawatka (Südrußland),
gest. 17.06.1938 Magdeburg,
Chemiker.

L. war der Sohn deutscher Eltern. Sein Vater, ein Techniker, weilte viele Jahre in Rußland, wo er sich Verdienste um die Einführung des Zuckerrübenanbaus erwarb und die erste Zuckerfabrik errichtete. L. studierte in Leipzig Chemie und promovierte dort zum Dr. phil. 1886 trat er für seinen verstorbenen Vater als Komplementär in den Gesellschaftervertrag mit Constantin Fahlberg zur Gründung der weltweit ersten Saccharinfabrik, der Kommanditgesellschaft Fahlberg, List & Co. in Leipzig mit Sitz in Salbke bei Magdeburg, ein. Die Fabrik wurde am 09.03.1887 fertiggestellt und begann am gleichen Tage mit der Produktion des neuen Süßstoffes nach dem Fahlberg/List-Patent Nr. 35211 von 1884. Der zunehmende Druck der Konkurrenz aus der Zuckerindustrie beeinträchtigte schließlich zum Ende des Jahrhunderts die Entwicklung des Unternehmens. Die Kapitalbildung für eine Erweiterung der Produktionspalette wurde durch Umwandlung der Firma in eine AG (Saccharin- Fabrik AG) erreicht. L. wurde daraufhin 1900–1919 Aufsichtsratsmitglied, dann bis Ende 1927 Vorstandsvorsitzender der AG, um danach wieder in den Aufsichtsrat zu wechseln. Als Folge der Aktivitäten der Zuckerindustrie erfolgte am 07.07.1902 in Deutschland ein Süßstoffverbot. Lediglich der Bedarf der Diabetiker durfte gedeckt werden. In der Konsequenz dieser Reglementierungen (die erneute Freigabe der Saccharinproduktion erfolgte im I. Weltkrieg) wurde zunächst Schwefelsäure das Haupterzeugnis. 1912 begann unter der technischen Leitung von August Klages die pharmazeutische Produktion, der später Farbprodukte sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel folgten. Die hohe Steigerung der Saccharinproduktion und die umfangreiche Erweiterung des Produktionssortiments brachten der Firma im I. Weltkrieg und in den ersten Nachkriegsjahren enormen Gewinnzuwachs. Mit Beginn der Inflation zeichnete sich auch ein Rückgang der Rentabilität des Unternehmens ab. Eine dreijährige Koalition mit der Kokswerke und Chemische Fabriken AG Berlin löste L. aus Rentabilitätsgründen 1926 wieder auf. 1932 erfolgte die Namensänderung in Fahlberg-List AG. L., der auch in der Kaliindustrie tätig war, trat 1895 der von Gerhard Korte gegründeten Bergwerksgesellschaft Gott mit uns II (später Burbach- Kaliwerke AG) bei und war u. a. als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der AG an vielen Unternehmungen Kortes beteiligt. Als Kunstsammler besaß L. in Magdeburg eine anerkannte Sammlung kostbarer Porzellane und kunstgewerblicher Gegenstände.

Literatur: Reichshdb. 2, 1139 (*B); Von der Saccharin-Fabrik zum sozialistischen VEB Fahlberg-List Magdeburg. 1886–1986, 1986, 6–24 (B).

Bildquelle: Heinz Hirschmann, Magdeburg (privat).

Horst-Günther Heinicke

letzte Änderung: 28.02.2005