Gruson, Heinrich Ludwig Otto |
G. wurde als fünftes Kind des Ingenieur-Hauptmanns Louis Abraham G. geboren. Er besuchte die Realschule der Franckeschen Stiftung in Halle und anschließend in seiner Vaterstadt die höhere Gewerbe- und Handelsschule. Seinen Militärdienst leistete er 1849/50 als Einjährig-Freiwilliger in der 3. Pionierabteilung in Magdeburg ab. 1850 begab er sich nach Berlin, wo er unter der Anleitung seines Bruders Hermann G. in der Maschinenfabrik von Friedrich Wöhlert den Beruf eines Maschinenbauers erlernte. 1855 verließ G. Berlin, um eine Stelle als Mitarbeiter in der Maschinenfabrik von Ernst Hofmann in Breslau anzutreten. Nach wenigen Wochen in diesem kleinen Unternehmen arbeitete er mehrere Monate als Assistent des Obermaschinenmeisters der Oberschlesischen Eisenbahn. Vom 01.06.1856 an bekleidete er die Stellung eines Maschinenmeisters bei der neueröffneten Berlin-Posener Eisenbahn. 1858 wurde G. im Eisenbahndienst von Lissa nach Kattowitz beschäftigt und 1860 nach Stargard in Pommern versetzt. Dort leitete er sieben Jahre die Eisenbahn-Werkstätten mit 250 Arbeitern. 1867 folgte er einem Angebot seines Bruders Hermann, in dessen Maschinenfabrik in Buckau bei Magdeburg eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Das anfänglich gute Verhältnis zwischen den Brüdern trübte sich nach wenigen Jahren, und es kam zu Auseinandersetzungen. Deshalb schied G. 1870 aus dem Unternehmen aus. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, eine neue angemessene Stellung zu finden, gründete G. mit Unterstützung des Magdeburger Maschinenbau-Industriellen Rudolf Wolf in Buckau eine eigene Eisengießerei. 1871 nahm das Unternehmen, das am Markt unmittelbar erfolgreich war, mit dem ersten Guß von Zahnrädern seinen Betrieb auf. G. rationalisierte in der Folge die ehemals mit Holzmodeln arbeitende Zahnradherstellung auf entscheidende Weise und stellte erste Zahnradformmaschinen auf. Ab 1873 erfolgte vorwiegend die Herstellung von Zahnrädern aller Größen zwischen 50 und 7.000 mm mit einem Stückgewicht bis zu 25.000 kg. Die Firma war mit einem Bestand von mehr als 60 Zahnradformmaschinen eine der größten ihrer Art weltweit. Nach G.s Tod übernahm sein Sohn Otto G. (geb. 17.12.1863 Stargard/Pommern) die Leitung des sich gut entwickelnden Unternehmens und begann 1893 mit der Stahlgießerei. Er baute die Firma Otto Gruson & Co., Magdeburg-Buckau zu einem weltweit führenden Stahlformgußhersteller aus. Das Unternehmen, das 1904 die Produktion von Automobilteilen und Motorgehäusen aus einer Aluminiumlegierung (“Albidur”) aufnahm, fertigte neben verschiedenen anderen Halbfabrikaten auch komplette Antriebe in öldichten Gehäusen für den Maschinenbau sowie Stocklose und Stockanker für die Fluß- und Seeschiffahrt. Neben der Gießerei umfaßte der Betrieb auch eine Modelltischlerei, eine Gußputzerei und verschiedene Bearbeitungswerkstätten. Produkte wurden in zahlreiche europäische Länder sowie nach Japan und in die Sowjetunion exportiert. Die Firma Otto Gruson & Co., Magdeburg-Buckau fusionierte 1930 mit der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG.
Literatur: Ernst G., Geschichte der Familie G., 1924, 87f. (B); Sabine Ullrich, Industriearchitektur in Magdeburg, 1999.
Bildquelle: *LHASA.
Manfred Beckert