Wendler, Otto Bernhard
Ps.: Peter Dross
geb. 10.12.1895 Frankenberg/Sachsen,
gest. 07.01.1958 Burg,
Lehrer, Kulturpolitiker, Schriftsteller.

W., Sohn eines Kupferschmiedemeisters, wuchs in Brandenburg auf und besuchte dort die Bürgerschule. Danach war er Zögling der Präparandenanstalt und des Lehrerseminars in Genthin. Als Freiwilliger zog er 1914 in den Krieg, beendete nach seiner Rückkehr das Seminar, wurde Lehrer und unterrichtete 1921–23 in Bergzow bei Genthin. 1921 trat W. als entschiedener Kriegsgegner der SPD bei. Nach Abschluß seiner 2. Lehrerprüfung übernahm W. 1927 eine weltliche Schule in Brandenburg. Im gleichen Jahr wurde er als Mitarbeiter von Paul Oestreich Mitglied im Bund entschiedener Schulreformer. In diese Zeit fiel der Beginn seiner literarischen Tätigkeit. In seinem ersten Roman “Soldaten Marieen” (1929) verarbeitete er seine Kriegserlebnisse. Sein zweiter Roman “Laubenkolonie Erdenglück” (1931) und seine Tätigkeit als Stadtrat der SPD in Brandenburg brachten ihm 1933 eine Maßregelung der Nationalsozialisten, der Amtsenthebung und Verbot seiner Werke folgten. Aber er schrieb weiter auch unter Pseudonym. Seit 1933 lebte W. in Burg und stand ab 1936 unter strengster Polizeiaufsicht. Durch seine Bekanntschaft mit Schauspielern und Schauspielerinnen der UFA wie Hans Albers, Ilse Werner und Heinz Rühmann wirkte er auch an vielen Filmbüchern mit, so u. a. für die herausragenden Filme “Große Freiheit Nr. 7” und “Münchhausen”. “Der zufällige Dichter”, so nannte sich W. selbst, erlangte bereits in den 1920er Jahren schriftstellerische Erfolge, die vor allem aus seinen Kinderbüchern wie “Spuk um Mitternacht” und Puppenspielen wie “Der Stilze Rumpel”, “Knüppel aus dem Schnupftabak” oder “König werden ist nicht schwer” (alle 1928) rührten. Die Moderne hielt mit W.s komödiantischem Gestaltungstalent Einzug in das traditionelle Märchen. Der Rückzug auf eher unpolitische Themen bestimmte sein Werk in den 1930er Jahren, die Jugendromane erlangten als Schneider-Abenteuer-Bücher große Bekanntheit. Der Romancier, Theaterkritiker, Dramatiker und Verfasser von Hörspielen zeigte ausgeprägte Lust am Fabulieren, lieferte insbesondere in den späten Romanen “Als die Gewitter standen” (1950) und “Von den sieben Seen” (1956) eine profilierte Darstellung von Charakteren ab und glänzte in seinen Texten durch eine ursprüngliche, unbekümmerte Sprache. Zwei Monate nach seiner Berufung in das Schulamt für den damaligen Kreis Jerichow I 1945 wurde er mit der Leitung des Kulturamtes der Bezirksregierung Magdeburg betraut und gehörte hier zu den Mitbegründern des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Um wieder ganz Schriftsteller zu sein, gab er diese Ämter 1947 auf, lebte freischaffend in Burg und war im gleichen Jahr Mitbegründer und bis zu seinem Tode auch der erste Vorsitzender des Schriftstellerverbandes Sachsen-Anhalt. Im von ihm mit initiierten Club “Otto von Guericke” im Kulturbund Magdeburg förderte W. junge Talente wie Brigitte Reimann. Auch später schrieb W. für Kinder “Der Penta ist da” (1951), für die Bühne “Kapriolen” (1957) und mit anhaltendem Erfolg für den Film, u. a. mit Jan Peters “Die Meere rufen” (1951) oder Robert Adolf Stemmle “Mann für Mann” (1952). Acht Romane, mehr als 15 Kinder- und Jugendbücher, ein Dutzend Puppenspiele, Märchen, Erzählungen, Novellen, Filmbücher, Bühnenstücke, Trickfilme in Versen, Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen bestimmten W.s umfangreiches, äußerst vielseitiges Werk.

Werke: s. o.

Literatur: Günter Albrecht u. a. (Hg.), Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Bd. 2, 1968, 703f. (W); Literatur im Bezirk Magdeburg, hg. vom Rat des Bezirkes Magdeburg, o. J. [1981], 31f. (B); Anita Skupin, Am 7. Januar starb der Schriftsteller O. B. W. in Burg, in: Volksstimme Burg vom 13.07.1995, 12 (B).

Bildquelle: *KHM Magdeburg: Kreidezeichnung von Bruno Beye.

Anita Skupin