Stemmle, Robert
Ferdinand Adolf (R. A.) |
S., erstes Kind des Lehrers Hugo S. und seiner Frau Emma, geb. Vehe, besuchte ab 1909 die Bürgerschule und von 1913 bis 1919 das Städtische Gymnasium in Magdeburg. 1919–23 studierte er an der Lehrerpräparandenanstalt (Lehrerexamen) in Genthin. Danach war er als Schauspieler/Autor mit der Blachetta-Truppe in Deutschland unterwegs. Ab 1925 arbeitete Junglehrer S. an der reformpädagogisch ausgerichteten Versuchsschule in Magdeburg-Buckau unter Richard Rötscher und machte sich als Puppenspieler/Autor einen Namen. So beteiligte er sich 1927 mit der von ihm geleiteten Handpuppenbühne des Volksbühnen-Verbandes (Mitarbeiter: Eva Gruber, Kurt Riemann, Bruno Schneider, Walter Wolf) sehr erfolgreich an der Deutschen Theaterausstellung in Magdeburg. Diese Erfahrungen wurden zum Auslöser für den beruflichen Beginn seiner Künstlerlaufbahn: Er ging 1928 endgültig nach Berlin und schrieb sich vorerst am theaterwissenschaftlichen Seminar der Friedrich-Wilhelm-Universität ein. 1930–34 war S. Chefdramaturg der Tobis-Cinema und gehörte zu den Autoren im Umkreis der Berliner Volksbühne (“Kampf um Kitsch”, 1931). Seit 1932 arbeitete er, auch international, vor allem für verschiedene Filmfirmen. Er war aber auch bei Verlagen, im Hörfunk (NWDR: 1947–49), im Kabarett (Katakombe: Mitbegründer 1929; Gonghaus: Leiter 1946/47) und am Theater als Autor bzw. Regisseur beschäftigt. Von 1949 bis zu seinem Tode arbeitete S. als freier Autor und Regisseur beim Film, ab 1962 zusätzlich beim Fernsehen (SFB, ZDF, SWF), ab 1965 ausschließlich. 1954 gründete er seine eigene Filmfirma., die Maxim-Film GmbH, mit der er drei Spielfilme produzierte. S. war in erster Ehe mit der Schauspielerin Gerda Maurus (1903–68), seit 1968 mit seiner langjährige Lebensgefährtin Annelise, geb. Lippert, verheiratet. S. hinterließ ein Lebenswerk, das sowohl im Umfang als auch in der Qualität der entstandenen Drehbücher, Romane, Schauspiele, Sammlungen (Moritaten, Anekdoten, Rechtsfälle) seinesgleichen sucht. Er war Mitglied des Internationalen P. E. N.-Clubs und erhielt nationale und internationale Preise (Preis der Internationalen Filmfestspiele Venedig – “Berliner Ballade”, 1949; Blue Ribbon Award – “Almost Angels”, 1962; Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold – Gesamtwirken, 1973). Vielseitig und sehr arbeitseifrig bediente er als Journalist, Romancier und Drehbuchautor viele Medien. Dabei verhielt er sich politisch erstaunlich unabhängig.
Werke: Der Mann, der Sherlock Holmes war. Spielfilm 1937 (Drehbuch und Roman); Berliner Ballade. Spielfilm 1948 (Drehbuch mit Günter Neumann und Regie); Affaire Blum. Spielfilm 1949 (auch als Roman, Hörspiel, Fernsehspiel und Theaterstück).
Nachlaß: Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin.
Literatur: N. N. , R. A. S., in: Cinegraphisches Lexikon zum deutschsprachigen Film, o. J. (W); Ralf Pierau, R. A. S. Grundlegung zu einer Monographie unter besonderer Berücksichtigung seines Schaffens bis 1930, 1993 (W).
Bildquelle: *Archiv Literaturhaus Magdeburg.
Ralf Pierau