T., Kind einer alten Magdeburger Schifferfamilie, besuchte die höhere Handels- und Gewerbeschule, absolvierte ab 1858 eine kaufmännische Lehre bei der Firma Coste & Lippert in Magdeburg und stieg anschließend in das väterliche Unternehmen Gebrüder Tonne Schiffahrt und Holzgeschäft ein. Nach dem Tod des Vaters 1871 wurde er Mitinhaber des Familienunternehmens. T. widmete sich dem Schiffahrtsgeschäft, wobei die technische Seite der Schiffahrt sein besonderes Interesse weckte. T., der als Pionier des modernen Elbverkehrs und Förderer der Binnenschiffahrt in Deutschland galt, war seit Anfang der 1880er Jahre Vorsitzender des 1870 gegründeten Vereins zur Förderung der Elbschiffahrt, seit 1886 Leiter der Elbschiffahrtsberufsgenossenschaft Magdeburg sowie des Vereins zur Förderung der Elbschiffahrt Hamburg, Mitglied in den Vorständen der Elbschiffahrtsgesellschaft Dresden und stellvertretender Vorsitzender des Zentralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanal-Schiffahrt. Er gab viele Anregungen zur Verbesserung des Strombettes bzw. der Fahrzeuge, wobei er eng mit dem Direktor der Elbstrombauverwaltung Theodor Kozlowski sowie mit den Werften zusammenarbeitete. Dabei setzte er als erster den Bau von Kähnen mit eisernen Böden durch. Ende der 1870er Jahre wurde durch die Firma eine Dampfschiffahrtsreederei gegründet, deren erster eigener Dampfer 1881 unter dem Namen des Magdeburger Ehrenbürgers “Graf Moltke” (Helmuth Graf von Moltke) in Betrieb genommen wurde. T. bemühte sich ständig, durch technische Neuerungen die Schiffahrt sicherer und effektiver zu machen. Auf seine Initiativen hin wurden die Verlegung des Steuers in die Schiffsmitte, die Dampfsteuerung sowie die Dampfankerwinde im Elbverkehr eingeführt. Ende der 1890er Jahre besaß T. die wirtschaftlich stärkste Reederei auf der Elbe. 1898 vereinigte er seine Firma mit dem Unternehmen der Elbe- und Saale-Schiffer und entwickelte nach weiteren Vereinigungen mit anderen Schiffahrts- Gesellschaft dieses gesamte Unternehmen unter seinem Namen zur größten deutschen Binnenschiffahrts-Reederei mit eigener Werft sowie der einzigen großen privaten Schiffsbau-Versuchsanstalt. Seit 1875 als Mitglied der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft mit den Kaufleuten eng verbunden, übereignete er 1899 der im selben Jahr aus der Korporation hervorgegangenen Magdeburger Handelskammer die Gustav-Tonne-Stiftung über 10.000 M zur Unterstützung Magdeburger Binnenschiffer. T., Presbyter der Wallonisch-Reformierten Gemeinde Magdeburg, erhielt 1900 den Titel eines Königlichen Kommerzienrates.

Literatur: Goldenes Berufsjubiläum des Mitgliedes der Handelskammer, Herrn Kommerzienrat T., in: Verhandlungen und Mitteilungen, hg. im Auftrag der Handelskammer Magdeburg, Nr. 4, 1908, 82–84.

Bildquelle: *Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 142.

Horst-Günther Heinicke