Hubbe, Philipp Wilhelm Gustav
geb. 14.10.1812 Althaldensleben,
gest. 20.04.1871 Magdeburg,
Kaufmann.

Der Sohn eines Bauern wuchs unter landwirtschaftlichen Verhältnissen auf. Das Vorhandensein einer Ölmühle auf dem elterlichen Hof sowie die von Johann Gottlob Nathusius eingeleitete industrielle und wirtschaftliche Entwicklung in seinem Heimatort waren prägend für seine spätere berufliche Entwicklung. Kurz nach dem Tod seines Vaters am 01.04.1828 siedelte er nach Magdeburg über und absolvierte bis 1832 bei der Materialwarenhandlung Ernst Schütze eine kaufmännische Lehre. Nach Beendigung seiner Ausbildung folgte der Wechsel als Handlungsgehilfe zur Kolonialwarenhandlung Walstab & Comp. 1840 erwarb er von deren letztem Inhaber Rudolph Schröder die Firma sowie die zum Unternehmen gehörende Pansasche Druckerei und gründete am selben Standort unter seinem Namen ein eigenes Handelshaus. Obwohl das Druckereigewerbe nicht zum Unternehmenskonzept H.s paßte, betrieb er die Druckerei, eine der ältesten Magdeburgs, erfolgreich bis zum Verkauf im Frühjahr 1849 an August Giesau und Carl Otto. Neben dem Druck von Zeitungen und Arbeiten für verschiedene öffentliche Behörden sowie den Magistrat zählten auch zahlreiche Privatkunden wie die Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Heinrichshofen zu seinen Auftraggebern. Vom Fortschritt der technischen Entwicklung, der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnlinien und der aufkommenden Dampfschiffahrt beeinflußt, gab H. den einfachen Kolonialwarenhandel weitestgehend auf und verlagerte den Handel auf Waren wie Tierhäute, Steinkohlenteer, Pech, Alaun, Fettwaren sowie später auch auf Öle und Harze. Damit legte er den Grundstein für eines der bedeutendsten Unternehmen der Öl- und Fettbranche. Anfang der 1860er Jahre erkannte H. sehr schnell den sich vollziehenden Wandel in der Ölgewinnung und im internationalen Ölhandel. Palmkern- und Kokosnußöl drängten zunehmend auf den Markt und bestimmten vornehmlich die Seifenindustrie. Er übernahm die Vertretung der Harburger Firma Gaiser & Co. (die erste deutsche Ölmühle, die ausländische Ölfrüchte verarbeitete) und war somit bahnbrechend an dieser neuen Entwicklung beteiligt. Nachdem seine Söhne Friedrich (1841–1878) und Otto 1865 Prokura erhalten hatten, begann H. sich auch mit der Eigenfabrikation von Öl zu beschäftigen. Erste praktische Erfahrungen sammelte er dabei ab 1870 durch eine Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Harburg stammenden Firma Heins & Asbeck. Die eigentliche Produktionsaufnahme sollte aber seinen Söhnen vorbehalten bleiben. H., der seit 1847 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung war, gehörte seit Ende 1857 zum Ältestenkollegium der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft und war von Ende 1866 bis Anfang 1871 deren Dritter Vorsteher.

Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 57f.; Wilhelm Eule (Bearb.), G. H. – Hundert Jahre Magdeburger Kaufmannsfamilien, hg. von der Firma Vereinigte Ölfabriken Hubbe & Farenholtz, 1940, 40–65 (B).

Bildquelle: *LHASA.

Horst-Günther Heinicke