Aston, Louise
Franziska, |
Die jüngste Tochter des Gröninger Superintendenten Johann Gottfried Hoche wurde im Elternhaus durch den Vater und Privatlehrer sorgfältig erzogen und besonders durch die Mutter in ihren musikalischen und literarischen Interessen befördert. 1835 heiratete sie den mehr als 20 Jahre älteren englischen Maschinenfabrikanten Samuel A., mit dem sie in Magdeburg und Burg lebte. Die problematische Ehe wurde Ende 1838 geschieden. A. hielt sich danach mit ihrer Tochter im Harz, in kleineren Orten Anhalts und in Berlin auf. Im September 1841 zur erneuten Eheschließung mit Samuel A. überredet, führten unüberbrückbare Gegensätze 1844 zur endgültigen Trennung. Nach kurzem Aufenthalt in Magdeburg siedelte A. 1845 mit ihrer zweiten Tochter Jenny Louise nach Berlin über, um dort den “litterarischen Beruf” zu ergreifen. Sie schloß sich der Vereinigung revolutionärer Demokraten Die Freien um die Junghegelianer Bruno und Edgar Bauer sowie Max Stirner an, die bald zum engeren Freundeskreis A.s zählten, diese mit ihren programmatischen Vorstellungen der absoluten Emanzipation des Individuums wesentlich beeinflußten und auch mit den Ideen des Saint-Simonismus bekannt machten. Nach dem Vorbild der französischen Schriftstellerin George Sand trat A. in ihren zwischen 1846 und 1849 entstandenen Romanen und Gedichten entschieden für die geistige, emotionale und soziale Emanzipation der Frau ein. Ihre zentrale Forderung nach einem auf der “Freiheit des Gefühls” fußenden “Recht der freien Persönlichkeit”, das sie, durch eigene Erfahrungen motiviert, auch und besonders als Gleichberechtigung in Liebe und Ehe einforderte, verknüpfte sie mit sozialutopischen Vorstellungen und unterstützte in Berlin revolutionäre Bestrebungen. Durch ihren unkonventionellen Lebensstil und ihre freimütig geäußerten gesellschaftskritischen Ansichten geriet sie bereits Mitte 1846 in Konflikt mit den Regierungsbehörden, in dessen Folge sie aus der Stadt verwiesen wurde. Ihre Schrift “Meine Emanzipation, Verweisung und Rechtfertigung” (1846), in der sie ihre eigene gesellschaftliche Stellung präzise reflektiert, gilt als “der erste deutsche feministische Beitrag zur Verteidigung der Frauenrechte” (Möhrmann, 1977). Nach der Ausweisung aus Berlin lebte sie zunächst in Köpenick, den größten Teil des Jahres 1847 in der Schweiz. Im März 1848 nahm sie an den Berliner Straßenkämpfen teil und zog danach mit den Berliner Freiwilligen als Krankenpflegerin nach Schleswig in den deutsch-dänischen Krieg. Ende 1848 nach Berlin zurückgekehrt, gab sie im November/Dezember 1848 die politisch-satirische Zeitschrift Der Freischärler. Für Kunst und sociales Leben heraus, nach deren Verbot sie erneut ausgewiesen wurde. Versuche, in Hamburg, Leipzig, Breslau und anderen Orten Fuß zu fassen, schlugen ebenfalls fehl. Nach einem Kuraufenthalt im französischen Seebad Trouville zog A. nach Bremen, wo sie 1850 den Arzt Daniel Eduard Meier heiratete und das Bürgerrecht erwarb. Obgleich ständig überwacht, stand A. auch in Bremen dem Demokratischen Verein und dessen Ehrenmitglied Rudolph Dulon nahe und hielt Kontakt zu Mitgliedern des Central-Comité für europäische Demokratie (ab 1851 illegal). Nachdem ihr Ehemann aufgrund seiner Verbindung mit A. 1855 seine Stellung am Städtischen Krankenhaus verloren hatte und in russische Dienste getreten war, folgte A. ihm auf seinen beruflichen Wegen u. a. nach Sigarowa bei Charkow (1855), Kronstadt/Siebenbürgen (1858), Unter-Waltersdorf bei Wien (1862), Klagenfurt (1864) und Wangen im Allgäu (1871), trat jedoch nicht mehr als Schriftstellerin hervor.
Werke: Wilde Rosen. Zwölf Gedichte, 1846; Aus dem Leben einer Frau, 1847; Lydia, 1848; Freischärler-Reminiscenzen. Zwölf Gedichte, 1849; Revolution und Contrerevolution (2 Bde), 1849.
Literatur: ADB 52, 294–296; NDB 1, 423; Franz Brümmer, Deutsches Dichterlexikon, Bd. 2, 1877; Simone Barck u. a. (Hg.), Lex. der sozialistischen Literatur, 1994, 40f. (B); Marilyn Eschinger Carico, The Life and Works of L. A.-Meier, Diss. Tennessee 1977; Renate Möhrmann, Die andere Frau. Emanzipationsansätze deutscher Schriftstellerinnen im Vorfeld der Achtundvierziger-Revolution, 1977; Germaine Goetzinger (Hg.), Für die Selbstverwirklichung der Frau. L. A. in Selbstzeugnissen und Dokumenten, 1983; Barbara Wimmer, Die Vormärzschriftstellerin L. A. Selbst- und Zeiterfahrung, Diss. Düsseldorf 1993 (L); Ilse Kamke, Revolution und Emanzipation. Studien zur autobiographischen, essayistischen und fiktionalen Texten von Fanny Lewald und L. A., 2000.
Bildquelle: *Literaturhaus Magdeburg.
Guido Heinrich
letzte Änderung: 02.09.04