Kleinherne, Wilhelm, Dr.-Ing. E.h.
geb. 14.10.1869 Westerholt,
gest. 14.07.1937 Magdeburg,
Generaldirektor.

K., Sohn eines Gastwirts, besuchte zunächst die Rektoratsschule in Buer/Westfalen und legte nach Besuch des Gymnasiums in Coesfeld 1889 die Reifeprüfung ab. Er lernte dann beim Thyssen-Konzern, ging zwei Jahre nach Antwerpen, um anschließend bei der dem Thyssen-Konzern zugehörigen Gewerkschaft “Deutsche Kaiser” in Mühlheim tätig zu sein. 1898 wechselte er sein Arbeitsfeld und trat als Prokurist bei der Dampfkessel- und Maschinenfabrik Büttner & Co. in Uerdingen ein. 1906 übernahm er die Maschinenfabrik in Magdeburg-Buckau und entwickelte sie als Maschinenfabrik Buckau R. Wolf A G Magdeburg zu einer Firma mit Weltruf. Seine Initiativen befruchteten auch die Aufnahme erheblich leistungsfähiger Konstruktionen, wie die Einführung der Proell-Schwabe-Steuerung bei den Buckauer Dampflokomobilen, und die Erweiterung des Produktionsprofils für Zucker- und Kalksteinfabriken, die auf die Erfindung von Wilhelm Michaelis zurückzuführen waren, durch die Übernahme der Maschinenfabrik Röhrig & König 1906 in Magdeburg-Sudenburg. Im selben Jahr erfolgte die Erweiterung des Braunkohlenbergbauprofils durch die Entwicklung und Produktion von leistungsfähigen Tagebaugroßgeräten im Konstruktionsbereich unter Otto Zimmermann. 1916 übernahm er die Lokomotivfabrik für Klein- und Staatsbahnen Christian Hagans in Erfurt und 1918 die Ascherslebener Maschinenbau AG, was zur weiteren Beförderung des Dampflokomobilenbaus durch die Anwendung des Heißdampfes, entwickelt durch  Wilhelm Schmidt, beitrug und auch dem Ausbau des gefragten Großdieselbaus und Zellenfilterbaus im Unternehmen diente. 1917 erlangte er die Majorität der Firma R. Becker & Co. GmbH in Dessau und gliederte 1922 die Maschinenfabrik Grevenbroich, die nach dem II. Weltkrieg den Namen des Stammbetriebes übernahm, als weltbekannten Hersteller von Zuckerfabriken dem Magdeburger Unternehmen an. 1923 erwarb er die vom Flieger Hans Grade aufgebauten und dem Verfall preisgegebenen Grade-Motorenwerke in Magdeburg-Wilhelmstadt, dessen Motorenbau die Grundlage des späteren Dieselmotorenbaus, insbesondere von 2-Takt-Dieselmotoren, bildete. 1921 führte K. die Maschinenfabriken Buckau und R. Wolf zu einer Interessengemeinschaft zusammen, um sie 1928 zur Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG Magdeburg zu fusionieren. Des weiteren übernahm er 1930 in Magdeburg die Firma Otto Gruson & Co. sowie 1932 die Kesselbaufabrik K. & Th. Müller in Brackwede. K. praktizierte während seiner 30jährigen Dienstzeit einen wirtschaftlich äußerst dynamischen Führungsstil und wich damit geschickt den Krisenjahren um den I. Weltkrieg aus. Er war ebenfalls Mitglied des Aufsichtsrates des Gerling- Konzerns und fungierte als Vorsitzender des Bezirksbeirates der Deutschen Bank und der Diskontgesellschaft. Seine Entscheidungen waren auf die wirtschaftliche Stärkung der Magdeburger Region gerichtet. Mit seinen hervorragenden Fähigkeiten leistete er einen wesentlichen Beitrag dafür, daß der Magdeburger Maschinenbau weltweit bekannt und geachtet wurde. Die Technische Hochschule Braunschweig ehrenpromovierte K. 1929 in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung der Maschinen für die Braunkohlenindustrie, von der Industrie- und Handelskammer Magdeburg erhielt er 1934 als erster die bronzene Ehrenplakette. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand 1935 übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrates der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG Magdeburg.

Literatur: Die Maschinenfabrik R. Wolf AG Magdeburg-Buckau, ihre Entstehung und Entwicklung, 1924; Martin Lichtenberg, Entwicklungstendenzen in der Magdeburger Industrie, Diss. 1934, 84–88; 100 Jahre Buckau-Wolf, Die Geschichte unseres Hauses, 1938, 13 (B).

Archivalien: Archiv der Technischen Hochschule Braunschweig: Sig. B 2 97.

Bildquelle: *LHASA.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 09.02.2005