Heyse,
Johann Christian August, Dr. phil. |
H. besuchte in Nordhausen zunächst die Elementarschule seines Vaters, dann das städtische Gymnasium. Ab 1783 studierte er in Göttingen evangelische Theologie, betrieb nebenbei philosophische, historische und naturwissenschaftliche Studien und war ab 1786 als Hauslehrer in Delmenhorst und Oldenburg tätig. Dort gründete H. auf Bitten zahlreicher bedeutender Oldenburger Familien zwei Privatschulen für Jungen und Mädchen aus gutem Hause, die eine sehr positive Entwicklung nahmen. 1792 berief man ihn als Lehrer an das dortige Gymnasium; zudem unterrichtete er nebenbei an der von ihm ins Leben gerufenen privaten Töchterschule. 1806 auf eigenen Wunsch aus dem wenig ertragreichen Schulamt entlassen, wirkte er danach wieder als Privaterzieher, bis er 1807 zum Rektor des Gymnasiums zum Direktor einer zu errichtenden Töchterschule in Nordhausen berufen wurde. Hier leistete er auch als Mitglied der Schulinspektion zwölf Jahre lang eine überaus erfolgreiche Arbeit und sammelte Erfahrungen in der Einrichtung eines verbesserten und zeitgemäßen Schulsystems. Mit seiner Arbeit “Erziehung und Unterricht der Töchter” (1811) legte er erste von ihm entwickelte Leitlinien der Mädchenerziehung vor. 1819 erhielt H. das Angebot, die im Zuge der unter August Wilhelm Francke und Karl Zerrenner durchgeführten Schulreform in Magdeburg gegründete Höhere Töchterschule zu leiten. H. nahm das Angebot an und übte das Rektorat dieser Schule bis zu seinem Tode aus. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Rektor war H. auch bekannt als Autor einer Vielzahl von auf die Praxis ausgerichteten pädagogischen Schriften zum Deutschunterricht, zur deutschen Rechtschreibung und Grammatik sowie zur Mädchenbildung. Insbesondere H.s “Theoretisch-praktische deutsche Grammatik” (1814, 41817) und seine “Kleine theoretisch-praktische deutsche Sprachlehre” (1816, 81829) fanden – auch in den späteren Bearbeitungen seines Sohnes Karl H. – außerordentlich weite Verbreitung und erlangten für den Unterricht im Deutschen eine maßgebliche Bedeutung. Seine Absicht, ein umfassendes Handwörterbuch der deutschen Sprache zu verfassen, konnte er nicht mehr realisieren. 1824 verlieh ihm die Universität Greifswald die philosophische Doktorwürde. H. war Mitglied mehrerer Gelehrtenvereine für deutsche Sprache.
Werke: s. o.; Nachricht über die neue Einrichtung der Schulanstalten zu Nordhausen, 1808; Theoretisch-praktisches Hdb. aller verschiedenen Dichtungsarten, 1821 (mit Heinrich Friedrich Franz Sickel); Kurzer Leitfaden zum gründlichen Unterricht in der deutschen Sprache für höhere und niedere Schulen, 1822, 31825; Gesammelte Schriften und Reden über Unterricht und Bildung, besonders der weiblichen Jugend, 1826; Neue gesammelte Aufsätze und Reden über Unterricht und Bildung, besonders der weiblichen Jugend, 1829.
Nachlaß: Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung.
Literatur: ADB 12, 380; Neuer Nekr 7, 1831, 523–527; Hamberger/Meusel, Bde 14, 22/2; Anne-Françoise Ehrhard, Die Grammatik von J. C. H. Kontinuität und Wandel im Verhältnis von Allgemeinen Grammatik und Schulgrammatik (1814–1914), 1998 (W, B).
Bildquelle: Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung.
Wolfgang Mayrhofer
letzte Änderung: 29.01.2007