Schönberg, Oskar
Ps.: Lieder-Jan
geb. 18.03.1892 Magdeburg,
gest. 02.08.1971 Magdeburg,
Buchhalter, Angestellter, Lyriker, Publizist.

Nach dem Besuch der Volksschule in Magdeburg und Anderbeck-Huy schloß S. eine kaufmännische Lehre ab, trat der Wandervogelbewegung bei, wurde 1910 Mitglied der SPD und organisierte den Bund der Sowjetfreunde. Früh entstanden erste publizistische Versuche. 1909–23 zunächst als Buchhalter tätig, dann bis 1929 arbeitslos, war er 1929 bis 1933 Angestellter beim Arbeitsamt in Magdeburg. Im Mai 1933 aus politischen Gründen entlassen, erlebte er Verfolgung, Untersuchungshaft und Folter und im Jahre 1936 die Verurteilung zu vier Jahren Zuchthaus, verbunden mit der Abererkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Nach seiner Entlassung unter polizeilicher Aufsicht stehend, verfaßte er trotz Schreibverbots Flugblätter gegen die Naziherrschaft und gab die Zeitung Der rote Flieger heraus. Er schrieb für die antifaschistische Widerstandsgruppe, der er angehörte, kurze Verse, die in Briefkästenaktionen verteilt wurden. Seit der Rückgratverletzung während der Haftzeit trug er eine stählerne Korsage. Nach 1945 wurde er Mitglied der KPD, später der SED, gründete mit den Schriftstellern Otto Bernhard Wendler und Albert Brennecke den Kulturbund in Magdeburg mit und leitete die erste Arbeitsgemeinschaft der Schriftsteller. 1956 wurde er Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. S., der sich in der Phase der kulturellen Aufbaus nach dem Kriege besonders um die Förderung des schriftstellerischen Nachwuchses verdient machte, wurde mit der Verdienstmedaille, mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze und der Medaille der Kämpfer gegen den Faschismus 1933–1945 geehrt. Befreundet mit dem aus Magdeburg stammenden Dichter Erich Weinert, verfaßte er besonders volksliedhafte Gedichte, die u. a. von dem Magdeburger Arzt Otto Sonnenfeld vertont wurden. Die Lieder wurden in Theatern aufgeführt, so auch verschiedene Kantaten zu Festspielen. Mit seinen Gedichten blieb er der Tradition der Wandervogelbewegung treu (“Nun zieh’ ein neues Wams dir an …”). Er pflegte den Reim, bemühte sich um eine schlichte, lyrische Ausdrucksweise (“In den Bäumen am Wege silberner Nebel spinnt”) und scheute auch nicht vor dem großen pathetischen Bild zurück (“Die da das Leben lieben, die tragen seine Kraft, sie sind dem Kampf verschrieben in heißer Leidenschaft”). Viele Gedichte wurden in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Trotz schwerer Krankheit wollte er noch einige größere epische Arbeiten beenden, z. B. die Erzählung “Erde soll wachsen”, auch einen Roman über einen Magdeburger Arbeiterjungen, der “aufwuchs in mulmenden Schächten, die Höfe sind” sowie eine autobiographische Arbeit.

Werke: s. o.; Erde soll wachsen, in: Volksstimme Magdeburg 1932; Aufführungen in Theatern und Massenmedien.

Nachlaß: Literaturhaus Magdeburg.

Literatur: Saat in die Zukunft. Anthologie, 1947; Literatur im Bezirk Magdeburg, hg. vom Rat des Bezirkes, o. J. [1981], 30 (W, *B).

Heinz Kruschel

letzte Änderung: 01.03.2005