Eyraud, Carl August
geb. 11.06.1790 n. e.,
gest. 15.02.1872 Brotterode/Thüringen,
Lithograph, Drucker, Verleger.

E. war hugenottischer Abstammung und kam 1815 als Lithograph aus Magdeburg zu Johann Gottlob Nathusius nach Althaldensleben-Hundisburg, erhielt 1816 in Neuhaldensleben das Bürgerrecht und machte sich dort 1817 mit einer “Lithographischen Anstalt” selbständig. Lithographie und Steindruck als neue Druckverfahren waren 1796/98 von dem Österreicher Alois Senefelder (1771–1834) erfunden worden. Im Gegensatz zu den bisher bekannten und praktizierten Hoch- und Tiefdruckverfahren handelt es sich um Flachdruck, bei dem druckende und nichtdruckende Teile chemisch voneinander getrennt werden. Das Verfahren ermöglichte große Auflagen zu günstigen Kosten. 1819 begründete E. das Neuhaldensleber Wochenblatt. Es war die einzige Zeitung in Deutschland, die nicht in Buchdruck hergestellt wurde. Zweck der Zeitung war anfangs die Publikation von Bekanntmachungen der Behörden, Anzeigen von Privatpersonen, von Aufsätzen gemeinnützigen, belehrenden und unterhaltenden Inhalts sowie von Beiträgen zur Chronik der Stadt und ihrer Umgebung. Politische Nachrichten wurden nach dem Willen E.s nicht aufgenommen. Auch als sich das später änderte, blieb die Zeitung ein bürgerliches Blatt. Ab 1849 erschien das Wochenblatt für die Kreise Neuhaldensleben, Gardelegen, Wolmirstedt und ab 1879 auch für den damals braunschweigischen Amtsbezirk Calvörde. Der Gründer leitete das Unternehmen bis 1844, Nachfolger waren seine Söhne und Enkel. Das Familienunternehmen endete 1903, die Druckerei ging in die Hände von Walter Schwirkus über. Das Wochenblatt, das um 1900 in einer Auflage von ca. 5.000 Exemplaren aufgelegt wurde, stellte 1943 sein Erscheinen ein. E. richtete 1820 auch eine öffentliche Leihbibliothek mit anfangs 1.000 Bänden ein, die 1825 bereits 3.000 Bände umfaßte. Nach Umstellung auf Buchdruck im Jahre 1821 stellte er zahlreiche Druckerzeugnisse wie Landkarten, Kalender, Spiele, Stammbücher und Landschaftsbilder her. Von Bedeutung sind besonders Druck und Verlag umfangreicher heimatkundlicher Schriften sowie weit über die Region hinaus verbreiteter Schul- und Sachbücher, u. a. von Peter Wilhelm Behrends und Heinrich Robolski.

Literatur: Sieglinde Bandoly, C. A. E.(1790–1872) – Lithograph und Begründer des “Neuhaldensleber Wochenblattes”, in: Js. der Museen des Ohrekreises 5, 1998, 39–54.

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Sieglinde Bandoly