Wahnschaffe, Friederike,
geb. Bennecke
geb. 10.01.1779 Athensleben/Kreis Staßfurt,
gest. 17.09.1830 Alexisbad/Harz,
Domänenpächterin.

W. entstammte der in der Magdeburger Börde eingesessenen Familie (Domänenpächter, Gutsbesitzer, Unternehmer) Bennecke. 1798 heiratete sie den Kammerrat Johann Ludwig Wilhelm W. (Haus Warsleben der Familie W.) und war mit ihrem Mann zunächst Mitpächterin der Domänen Canstein/Brilon, Sandau/Kreis Calbe und Egeln in der Magdeburger Börde. Das ständig wiederkehrende Elbehochwasser und Getreideweitertransporte auf der Elbe nach Hamburg stellten dem Ehepaar auf der Domäne Sandau eine besondere landwirtschaftliche und unternehmerpolitische Herausforderung. Nach dem Tod ihres Mannes 1807 führte die Mutter von drei Kindern sowie einem Pflegekind und einem Waisenkind aus dem familiären Umfeld die für eine Frau außergewöhnliche Alleinpacht der Domäne und des Amtes Egeln bis 1817 fort. Mit der Hochzeit ihrer Tochter Bertha mit Carl Gropius, als Seidenfabrikant Vorfahre des Architekten und Bauhausgründers Walter Gropius, vollzog sich eine Verlagerung des Familienschwerpunktes aus der Magdeburger Börde nach Berlin, wo sich ein kultureller Freundes- und Bekanntenkreises, u. a. von Arnim, Schinkel, Schadow und Rauch, bildete. Die kriegerischen Auseinandersetzungen 1806–1815 brachten auch für die Domänenbetriebe der Magdeburger Börde, Auf- und Durchmarschgebiet der hin- und herflutenden Armeen, starke Belastungen durch Einquartierungen, Fourageleistungen, Krankheiten, Plünderungen und Flüchtlingszüge. Die Gutshäuser und die Menschen bildeten für das königliche und politische Preußen eine wesentliche Unterstützung, wenn z. B. 1806 Unterkunft und Hilfe für den Hofstaat der preußische Königin Luise und 1814/16 für Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (u. a. Rückführung der Victoria des Brandenburger Tores von Paris nach Berlin) gegeben wurde.

Literatur: Hans Wätjen, Geschichte der Familie W., Ms. 1974; G. Jonas, Charlotte Luise Bennecke und ihr Kreis. Zusammenstellung eines familieninternen Briefwechsels, 1979.

Horst Wahnschaffe