Fritz, Martin |
F. wurde 1936 in Paderborn zum katholischen Priester geweiht. Nach seiner Weihe war er zehn Jahre als Vikar an der Propstei in Halle tätig. 1946 wurde er Vikar an der Propstei St. Sebastian in Magdeburg und gleichzeitig Sekretär am Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg unter Propst Wilhelm Weskamm. 1948 erhielt F. den Auftrag, in Magdeburg ein Seelsorgehelferinnen-Seminar zu gründen. Dies war notwendig geworden, da wegen der Abgrenzungspolitik der DDR eine Ausbildung in den vorhandenen Seminaren – die allesamt nun in Westdeutschland lagen – nicht mehr möglich war. In enger Zusammenarbeit mit Hugo Aufderbeck baute F. organisatorisch und inhaltlich das Seminar und den Beruf der Seelsorgehelferin aus. Er richtete das Seminar als einen dreijährigen Kursus ein, in dem junge Frauen für den Dienst in den Gemeinden der katholischen Kirche im gesamten Raum der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR ausgebildet wurden. Bis 1976 hatte F. im Seminar das Rektorenamt inne. Es war das Jahr, in dem das Seminar vom angestammten Platz in der Oststraße in einen unter Bischof Johannes Braun neu gebauten Wohn- und Lehrtrakt im Neustädter Bierweg umzog. Von 1948 bis 1996 unterrichtete er die Seminaristinnen zudem in den Fächern Bibelkunde, Glaubenslehre, Katechetik, kirchliche Gegenwartskunde, Kirchengeschichte, Kirchenrecht, Liturgik, Seelsorgekunde, Sittenlehre und Exegese. Durch seine Lehr- und Ausbildungstätigkeit prägte F. entscheidend Inhalt und Methode sowie das Bild dieses kirchlichen Berufszweiges. Größere Bekanntheit erhielt F. durch das Bearbeiten von Büchern für den Religionsunterricht, die er den Verhältnissen anpaßte. Das Magdeburger Seminar war und ist eine rein kirchliche Ausbildungsstätte, deren Abschlüsse keine staatliche Anerkennung erfahren. Darum unterstand das Seminar auch nicht dem Bildungsministerium der DDR. Mit der Wende von 1989/90 erhielt das Seminar eine neue Form: Es wurde für Männer geöffnet, heißt seitdem “Seminar für Gemeindepastoral St. Gertrud”, und die Absolventinnen und Absolventen, die in den kirchlichen Dienst treten, nennen sich nun Gemeindereferentinnen und -referenten. Von 1950 bis 1981 war F. ebenfalls Leiter des Katechetischen Amtes im Erzbischöflichen Kommissariat bzw. Bischöflichen Amt Magdeburg. Er stand zudem der Katechetischen Arbeitsgemeinschaft der Berliner Bischofskonferenz vor. Unter Weihbischof Friedrich Maria Rintelen wurde ihm 1955 der Titel eines Geistlichen Rates verliehen. Zudem erhielt er 1958 den Titel Monsignore (Päpstlicher Geheimkämmerer) und 1968 den eines Päpstlichen Hausprälaten. F. trat 1993 in den Ruhestand und wurde 1995 von Bischof Leo Nowak zum Ehrendomkapitular des 1994 errichteten Bistums Magdeburg ernannt. F. wurde in der Krypta der Kathedral- und Propsteikirche St. Sebastian in Magdeburg beigesetzt.
Werke: (Bearb.) Katholische Glaubensfibel, 1952; (Mithg.) Pastoral-katechetische Hefte, 1954; Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht, 1956; (Bearb.) Grundriß des Glaubens, 1985; Die Frau erwacht in der Kirche – Zur Geschichte und Spiritualität des Berufes der Seelsorgehelferin, in: Rainer Birkenmaier (Hg.), Werden und Wandel eines neuen kirchlichen Berufes. 60 Jahre Seelsorgehelferinnen/Gemeindereferent(inn)en, 1989.
Nachlaß: ZBOM.
Literatur: Tradition im Auf-Bruch 1948–1998, Fs. des Seminars für Gemeindepastoral Magdeburg, 1998; Norbert Mette/Folkert Rickers (Hg.), Lexikon der Religionspädagogik, 2000.
Archivalien: ZBOM.
Bildquelle: *ZBOM.
Daniel Lorek/Ludwig Stegl
letzte Änderung: 19.08.2004