Aufderbeck, Hugo |
A. studierte in Paderborn, Wien und München. Nach der Priesterweihe 1936 in Paderborn begann er als Religionslehrer am Lyzeum Aloysianum zu Gelsenkirchen ein Lehramtsstudium an der Universität Münster. Als das Aloysianum 1938 unter dem Druck nationalsozialistischen Stellen schließen mußte, kam A. als Vikar (Propstei) und Studentenseelsorger nach Halle. Lange vor der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils machte er sich hier um die Erneuerung des Gottesdienstes verdient. Den geistigen Herausforderungen des Nationalsozialismus begegnete er durch eine entsprechende Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Studenten sowie durch einen aktiven (illegalen) Soldatenkreis am Garnisonsstandort Halle, was ihm mehrfach Haussuchungen und Verhöre der Gestapo einbrachte. A. unterhielt Kontakte zum Widerstandskreis um die Professoren Theodor Lieser und Walter Hülse. Als Lieser 1945 unter der amerikanischen Besatzung Oberbürgermeister von Halle wurde, war A. in die demokratischen Aufbrüche – u. a. beim Beirat für die öffentliche Jugendhilfe und bei der Verbindungsstelle FDJ/kirchliche Jugendarbeit – eingebunden. Nach Verhaftung Liesers durch die russische Besatzung verhalf A. ihm 1946 zur Flucht. 1948 wurde A. durch Wilhelm Weskamm mit Aufbau und Leitung des Seelsorgeamtes für das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg betraut. Angesichts der sich schnell verfestigenden staatlichen Teilung Deutschlands bemühte er sich in enger Zusammenarbeit mit Weskamm und dessen Nachfolger Friedrich Maria Rintelen um eigene kirchliche Strukturen und pastorale Konzepte (vgl. Martin Fritz) und gewann so über seinen engeren Amtsbereich hinaus Bedeutung für die katholische Kirche in der DDR. Er entfaltete vor allem im Konrad-Martin-Bildungshaus in Bad Kösen eine intensive Bildungsarbeit für Priester und Laien und stellte umfangreiche Materialien für die Seelsorgearbeit zur Verfügung. Die von A. geleitete Arbeitsgemeinschaft der Seelsorgeamtsleiter für das Gebiet der SBZ/DDR war ein wichtiges Instrument der Berliner Ordinarienkonferenz. Aus pastoraltheologischer Sicht sind A.s Bemühungen um die liturgische Erneuerung, um die priesterlosen Gottesdienste auf den Außenstationen und um die “Zurüstung” von Priestern und Gläubigen für die Auseinandersetzung mit dem Dialektischen und Historischen Materialismus hervorzuheben. 1962 wurde A. Weihbischof in Erfurt.
Werke: Diasporaseelsorge, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 3, 21959, 347f.; Die Stunde der Kirche, o. J. (1961); Die geistliche Stunde, 1968; Walter Hentrich (Hg.), Das gemeinsame Werk. Ein Werkbuch zur Seelsorge, 1969; Elfriede Kiel u. a. (Hg.), Volk Gottes auf dem Weg, 1979, 21981 (B); Predigten, in: Josef Pilvousek (Hg.), Kirchliches Leben im totalitären Staat, 1994, 271–372.
Nachlaß: Bistums-Archiv Erfurt; Familienarchiv A., Hellefeld (privat).
Literatur: Wer war wer DDR, 32; Helga Mondschein, Bischof H. A. Lebenszeugnis, 1996 (B); Clemens Brodkorb, H. A. (1909–81), in: Theologie und Glaube 88, 1998, 145–169; Bernd Schäfer, Staat und katholische Kirche in der DDR, 21998.
Bildquellen: *ZBOM; Bistums-Archiv Erfurt.
Clemens Brodkorb
letzte Änderung: 02.09.04