Böttger, Friedrich Rudolf
geb. 05.11.1869 Olvenstedt bei Magdeburg,
gest. 02.07.1933 Olvenstedt bei Magdeburg,
Bauunternehmer, Maurerpolier, Landrat.

Der Sohn des Schafmeisters Simon B. beendete 1883 die Gemeindeschule Olvenstedt und erlernte anschließend in Magdeburg das Maurerhandwerk. 1902 übernahm er das Anwesen der Eltern in Olvenstedt, blieb aber weiterhin als Maurer in Magdeburg beim Maurermeister Gustav Stieger beschäftigt. Von 1900 bis 1919 war B. Mitglied der Gemeindevertretung Olvenstedt und als solcher in verschiedenen Kommissionen tätig (Bau- bzw. Fluchtlinienkommission, Armenkommission, Rechtsprüfungskommission u. a.). Ende 1918 wurde er im Zuge der Novemberrevolution in den Arbeiterrat für den Kreis Wolmirstedt gewählt. Im Mai 1919 wurde B. SPD-Kreistagsabgeordneter in Wolmirstedt und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Fraktion. Im Juli 1919 wurde B. auf Beschluß des Innenministers die kommissarische Verwaltung des zuletzt nur provisorisch durch Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg verwalteten Landratsamtes in Wolmirstedt übertragen. Im März 1920 erfolgte seine Berufung zum Landrat des Kreises Wolmirstedt. B., der die Wertschätzung und das Vertrauen von Hermann Beims besaß (“ein zuverlässiger Mensch mit vielen Fähigkeiten”), bat in einer Bekanntmachung “ … als erster Mann aus dem Volke, als ein Mann aus dem Arbeiterstand … die Bevölkerung des Kreises aller Stände und Parteien, ihm Vertrauen entgegenzubringen. Das Beamtentum tut der Parteitreue keinen Abbruch. Ziel sei es, mit meinem Amte über den Parteien zu stehen, ehrliches Bestreben: Recht und Gerechtigkeit zu üben ohne Ansehen der Person und des Standes gegenüber jedermann.” Ende 1920 nahm B. seinen ständigen Wohnsitz in Wolmirstedt und wurde im März 1921 zum unparteiischen Vorsitzenden des Einigungsamtes der Kreisarbeitsgemeinschaft der landwirtschaftlichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer des Kreises Wolmirstedt gewählt. Er nahm an den Sitzungen des Provinziallandtages in Merseburg teil. Ein Höhepunkt seines Wirkens war die Einweihung des Sportplatzes “Küchenhorn” in Wolmirstedt am 07./08.10.1922. Während seiner Amtszeit erwarb sich B. Verdienste bei der Bewältigung der Folgen des I. Weltkrieges und der sich anschließenden Währungs- und Wirtschaftskrise im Kreis Wolmirstedt. Er ließ sich aus gesundheitlichen Gründen und auf eigenen Wunsch Ende 1932 in den Ruhestand versetzen und verstarb kurz darauf.

Literatur: Walther Hubatsch (Hg.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte, Reihe A, Bd. 6, 1975, 93

Archivalien: Geheimes StA Berlin: Rep. 77, Nr. 5122; LHASA: Rep. C 28 Ia Nr. 706a; Rep. C 30 Wolmirstedt Nr. 460 A.

Carola Lehmann

letzte Änderung: 01.02.2005